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Vom 28. Oktober –1. November 2024 fand am Historischen Seminar zum zweiten Mal eine Themenwoche statt. In dieser Woche wurde in vielen Lehrveranstaltungen des Historischen Seminars das Thema Wahrheit aufgegriffen. Dabei durfte und sollte das Thema in seiner ganzen Breite diskutiert werden. Ein Teil der Lehrveranstaltungen wurde für alle Angehörigen des Historischen Seminars (Studierende, Dozierende, Mitarbeitende) und weitere Personen geöffnet. Darüber hinaus fand ein Rahmenprogramm statt.
Das Ziel dieser Woche war, den fachlichen Austausch und das Zusammengehörigkeitsgefühl am Seminar zu stärken.
Podium: Prof. Dr. Botakoz Kassymbekova, Prof. Dr. Matthias Mahlmann, Prof. Dr. Sylvia Sasse, Prof. Dr. Andreas Victor Walser
Moderation: Sasha Müri und Anina Streif, Studentinnen
Dr. Zoé Kergomard und Prof. Dr. Lucas Leemann
Während der ganzen Woche bot die Oase den Raum, um tiefer in das Thema «Wahrheit» einzutauchen. Das Abendprogramm wurde von Studierenden des Historischen Seminars organisiert, wobei alle HS-Angehörigen herzlich eingeladen waren. Raum: Oase, KO2-G-289
Tagsüber lief in der Oase ausserdem die Videoarbeit «Feiertage» des Künstlers Mats Staub. «Feiertage» stellt Fragen zum eigenen Lebenslauf, sehr persönliche Fragen, die sich jedoch mit einer einzigen Zahl beantworten lassen. Zu jeder Frage wird ein Video präsentiert, das Menschen zeigt, denen diese Fragen soeben gestellt wurden, und das den Prozess bis zu ihren Antworten verfolgt. Man sieht Gesichter, die ihr Leben Revue passieren lassen – Gesichter, die sich von Frage zu Frage weiter ergründen lassen –, und hört Antworten, die dazu einladen, in Zahlen zu lesen. Wissen wir die Wahrheit über uns selbst und lässt sie sich in einer Zahl ausdrücken? Neun Fragen, neun Antworten.
Während der Themenwoche fanden sich auf den Fluren des Historischen Seminars Poster zum Thema «(Digitale) Geschichte und Wahrheit» und «Künstliche Intelligenz und Wahrheit», die im Rahmen eines BA-Seminars zum Thema «Künstliche Intelligenz und Digital History – Fluch oder Segen?» entstanden waren. Die Studierenden hatten zusammen mit ihrer Dozentin Dr. Christine Grundig und Tutor Sven Meier in den ersten Semesterwochen Leitfragen, Kernthesen und Diskussionspunkte erarbeitet, die uns während der Themenwoche Denkanstösse zu diesem Themenbereich mit auf den Weg geben wollten.
Ob vergangene Prozesse, Ereignisse oder Positionen: Politik, Medien und Öffentlichkeit wollen von Historiker:innen oft wissen, was stimmt und wie ist es wirklich war. Aber was ist Wahrheit überhaupt? Wie wird sie produziert? Gibt es die eine Wahrheit, können sich höchstens soziale Gruppen und Institutionen auf eine gemeinsame Wahrheit einigen oder existieren gar nur subjektive Wahrheiten?
Ähnliche Fragen stellen sich innerhalb der Geschichtswissenschaft: Historiker:innen bemühen sich, vergangene Realitäten zu rekonstruieren. Sie untersuchen beispielweise, welche Wahrheitskonzepte in unterschiedlichen Epochen und Gesellschaften existierten, wer in einem bestimmten Kontext was für wahr hielt und wo wessen Wahrheit zählte. Aber wollen und können sie sich einer «historischen Wahrheit» annähern und wie liesse sich diese umschreiben?
Vom Tatenbericht des Augustus über Glaubenswahrheiten der bäuerlichen Bevölkerung im Mittelalter bis zu internationalen Wahrheitskommissionen: In der letzten Oktoberwoche ging es in der Lehre des Historischen Seminars um «Wahrheit».