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Im Mittelpunkt des Teilprojektes steht ein Koffer mit 24 Holzobjekten, die Hans Himmelheber während seiner ersten Forschungsreise im Jahre 1933 in der Côte d’Ivoire zusammengestellt, und 1934 dem damaligen französischen Kolonialgouverneur zum Geschenk gemacht hatte. Das Teilprojekt verfolgt die Reisen des Koffers und rekonstruiert das Netzwerk, das er schuf und in dem er selbst stand.
Die Artefakte im Koffer sind sorgfältig geschnitzte Nachbildungen von Gebrauchsgegenständen wie Waffen, Musikinstrumente, Gefässe und Holztiere. Himmelheber entwickelte anhand dieser Objekte seine These der l’art pour l’art, wonach die Baoulé die einzige Gemeinschaft Afrikas seien, die Kunst herstellten, die ohne Gebrauchszweck ganz für sich selbst existiere. Bis in die jüngste Vergangenheit waren der Koffer und ein dazugehöriges, handgeschriebenes Manuskript im Besitz der Nachkommen des Kolonialgouverneurs, François-Joseph Reste. Heute sind der Koffer und das Manuskript, in dem Himmelheber seine Theorie der l’art pour l’art darlegt, im Besitz des Museums Rietberg Zürich.
Die „Biografie“ dieses einmaligen Objekts wird mithilfe von Quellenanalysen und Interviews rekonstruiert. Dabei werden sich Feldforschung und Archivrecherche ergänzen, um die verschiedenen Bedeutungszuschreibungen während der letzten achtzig Jahren festzuhalten, und um Fragen nach den sich wandelnden Vorstellungen zu Kunst, Ästhetik und Objektwirkung sowohl historisch als auch in der heutigen Côte d’Ivoire nachzugehen. Wie sind die Prozesse der Herstellung, des Gebrauches, der Kommodifizierung, Ästhetisierung und Musealisierung vonstattengegangen? Wer war beteiligt und wie haben sich afrikanische und europäische Akteure gegenseitig beeinflusst? Wie werden Objekte, wie die aus dem Koffer, heute in den Dorfgemeinschaften der Baoulé-Region benutzt und interpretiert? Und wie werden sie in den Museen der verschiedenen Kontinente ausgestellt?