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21. Mai 2024, 16.15 Uhr, KOL-G-217, Uni Zentrum
Buchvernissage im Rahmen des Geschichtskontors des Historischen Seminars
Moderation: Gesine Krüger und Simon Teuscher
Vorgestellt werden folgende zwei Bücher:
Dommann, Monika: Materialfluss - eine Geschichte der Logistik an den Orten ihres Stillstands, Frankfurt a.M. 2023
Dusinberre, Martin: Mooring the Global Archive. A Japanese Ship and its Migrant Histories, Cambridge 2023
Von Gesine Krüger
Wie lässt sich aus Forschung lernen, die nichts mit den eigenen Arbeitsgebieten zu tun hat? Ich hatte bereits seit mehreren Jahren zur Geschichte des südlichen Afrika gearbeitet, als mir Barbara Dudens Geschichte unter der Haut in die Hand gefallen ist, angenehm schwer und in schönes hellblaues Leinen eingebunden, in einem Hamburger Antiquariat Anfang der 1990er Jahre. Der Schutzumschlag fehlte, und die Autorin war mir kein Begriff, doch beim ersten Blättern nahm mich ihre Sprache sofort gefangen. Diese Mischung aus kühler Analyse und einem leidenschaftlichen Umgang mit einer für uns heute kaum noch zugänglichen Begrifflichkeit frühneuzeitlicher Krankheits- und Körpervorstellungen – dazu ein Erkunden dessen, was Geschichte überhaupt tut und was sie kann.
Barbara Duden befasste sich in ihrer 1987 erschienenen Studie mit einem Eisenacher Frauenarzt und seinen Patientinnen um 1730, und sie hat mir drei entscheidende Dinge vermittelt: Wie gelingt es, die Geschichte einer vergangenen Welt so zu schreiben, dass sie nicht zur Vorgeschichte der Gegenwart wird? Wie lässt sich eine fremde Realität erfassen und darstellen, ohne sie – in die Begriffe und Konzepte der Gegenwart übersetzt – zum «Anderen» des Eigenen zu machen? Und wie kann man sich selbst durch die Vergangenheit von der Gegenwart befremden lassen, um diese besser zu verstehen?
Die Analyse der vom Arzt sorgsam niedergeschriebenen Berichte der Frauen, die über ihre «Gebresten» und über ihr «Geblühte» klagten, hat mein Denken als Historikerin tief geprägt. Barbara Duden erschliesst die seltsam anmutenden damaligen Auffassungen vom Körper in ihrem eigenen Kontext als vollständig und sinnvoll. Wenn Männer in der Frühen Neuzeit genauso wie Frauen regelmässig bluteten, bestreitet sie diese Wahrnehmung nicht, sondern erklärt sie vor dem Hintergrund der damaligen Auffassung vom Gleichgewicht der Körperflüssigkeiten. Indem sie an der leiblichen, aber gleichwohl historisch geprägten Erfahrung der Frauen und Männer festhält, zeigt Duden die wirklichkeitsprägende Macht von Sprache, ohne dabei die Wirklichkeit selbst zum Verschwinden zu bringen.
Historisches Arbeiten ist immer eine Übersetzung. Doch Barbara Duden zeigt, wie ein Verstehen von Fremdheit so möglich ist, dass dabei das Eigene bereichert wird – und nicht das Fremde reduziert.
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Erschienen in: NZZ - Magazin Geschichte, 30.11.23, Ressort: Magazine, Seite: 114
Eliane Kurmann hat für ihre bei Prof. Gesine Krüger verfasste und 2023 publizierte Dissertation «Fotogeschichten und Geschichtsbilder. Zur Verwendung historischer Fotografien in Tansania» den Dissertationspreis der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft erhalten.
Link zum Download des Buches:
NZZ Geschichte, 30.03.2023: Eliane Kurmann [zeigt] in ihrer Studie, wie eine ehemalige Kolonie einen eigenen Blick auf die Vergangenheit entwickelt hat – und eine eigene Deutung der Bilder jener Ära. Dabei wird klar, wie mehrdeutig Fotografien immer sind: Was sie darstellen, hängt von den Texten ab, mit denen man sie beschriftet.
SIAF-Award: Der dreizehnte SIAF Award des Schweizerischen Instituts für Auslandforschung ging 2021 ebenfalls an Eliane Kurmann für ihre Dissertation "Fotogeschichten und Geschichtsbilder. Zur Verwendung historischer Fotografien in Tansania" unter der Betreuung von Professorin Gesine Krüger. In der Laudatio hiess es: "Es ist im Urteil der Jury der Autorin hervorragend gelungen, afrikanische Geschichte von einer Innensicht her zu schreiben. Frau Kurmann schreibt anhand der Geschichte von nur drei Fotographien eine Geschichte darüber, wie Menschen in Afrika ihre eigene Geschichte schreiben."
15.11.2023
Die Ausstellung «Look Closer» im Museum Rietberg präsentiert die Erkenntnisse des SNF-Forschungprojektes Objekt – Text – Bild. Verflochtene Wissensproduktion in Hans Himmelhebers Archiv zwischen Kunst Afrikas, Ethnologie und globalem Markt unter der Leitung von Gesine Krüger und Michaela Oberhofer. Die Ausstellung dauert vom 17. März bis 17. September 2023. Mehr Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der Website des Museum Rietberg.
Die Vernissage findet am 16. März statt, Interessierte sind herzlich willkommen, Anmeldung erforderlich.
20.02.2023
Gesine Krüger bezieht im FS 2023 ein Forschungssemester. In der Lehre wird Sie von PD Dr. Kijan Espahangizi vertreten. Eine Übersicht des Lehrangebotes des Lehrstuhls finden Sie hier.
20.02.2023
Das reichhaltige Begleitprogramm (PDF, 604 KB) zur Ausstellung «Blinde Flecken: Zürich und der Kolonialismus» – auch mit Beteiligung von Angehörigen des Historischen Seminars – ist online. Mehr Informationen zur Ausstellung, den Anlässen sowie Unterrichtsmaterialien finden Sie auf der Website der Stadt Zürich.
11.01.2023
Gesine Krüger im Gespräch mit Regula Fuchs anlässlich des Podiumgesprächs im Naturhistorischen Museum Bern.
Zum Interview.
21.11.2022
Die Ausstellung «Look Closer» im Museum Rietberg präsentiert die Erkenntnisse des SNF-Forschungprojektes Objekt – Text – Bild. Verflochtene Wissensproduktion in Hans Himmelhebers Archiv zwischen Kunst Afrikas, Ethnologie und globalem Markt unter der Leitung von Gesine Krüger und Michaela Oberhofer. Die Ausstellung dauert vom 17. März bis 17. September 2023. Mehr Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der Website des Museum Rietberg.
20.02.2023
In diesem Jahr findet bereits die 15. Right Livelihood Lecture an der Universität Zürich statt. In dieser Ausgabe werden die aktuellen Preisträgerinnen Fartuun Adan und Ilwad Elman nach Zürich kommen. Prof. Dr. Gesine Krüger wird die beiden Preisträgerinnen im Rahmen der Lecture genauer vorstellen.
Fartuun Adan und Ilwad Elman sind somalische Menschenrechtsverteidigerinnen, die gemeindenahe Projekte zur Friedenskonsolidierung leiten und damit marginalisierten Gruppen lebensrettende Unterstützung bieten. Mit ihrer Organisation Elman Peace haben Mutter und Tochter innovative und kulturspezifische Ansätze entwickelt, um Überlebende geschlechtsspezifischer Gewalt zu unterstützten. Zudem ermöglichen sie Frauen und Jugendlichen berufliche Bildung sowie das Erlernen von Führungskompetenzen und resozialisieren ehemalige Kindersoldat*innen.
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung jedoch erforderlich. Detailliertes Programm und Anmeldeformular
16.11.2022
Das neue Programm (PDF, 337 KB) ist nun online. Weitere Informationen können Sie dem Flyer entnehmen.
05.10.2022
Gesine Krüger diskutiert mit Solomon Sebuliba, Antoine Spillmann und Stefan Hertwig über das Für und Wider der Grosswildjagd, die Rolle der Naturkundemuseen und die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit.
Donnerstag, 17.11.2022, 19.00 Uhr
Mehr Informationen zum Podiumsgespräch finden Sie auf der Webseite des Naturhistorischen Museum Berns:
Grosswildjagd und Kolonialgeschichte: Welche Rolle spiel(t)en wir?
31.08.2022