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Die demokratische Bewegung in der Schweiz und die Herausbildung direktdemokratischer Strukturen lassen sich auf vier verschiedene Entwicklungsstränge zurückführen. Wichtige Impulse kamen von den Landsgemeindedemokratien, den Stadtrepubliken, der kommunalen Selbstverwaltungstradition und der Französischen Revolution, respektive der unter ihrem Einfluss entstandenen Helvetischen Republik. Die Umbruchszeit von 1798 ist eine wichtige Phase für die schweizerische Demokratieentwicklung, indem altrechtliche Vorstellungen und neue, naturrechtlich legitimierte Freiheit eine neue Synthese eingehen. Zudem setzen in dieser Zeit bei der breiten Bevölkerung wichtige Lernprozesse ein, die zu einer alternativen Interpretation der Begriffe Freiheit und Gleichheit beitragen. Die schon bis ins Ancien Régime zurückreichenden politisch-ideellen Wurzeln der demokratischen Bewegung der Schweiz sind auch im 19. Jahrhundert von grosser Bedeutung. Sie tragen wesentlich zur Anreicherung des sich in den Revolutionen von 1830 und 1848 herausbildenden Repräsentativsystems mit direktdemokratischen Elementen wie Volksinitiative und fakultatives Gesetzesreferendum bei, die dann zwischen 1860 und 1870 auf Kantonsebene und ab 1874, mit der Totalrevision der Bundesverfassung, schliesslich auf Bundesebene realisiert werden. Die verschiedenartigen Volksbewegungen des 19. Jahrhunderts greifen die älteren Partizipationsmodelle wieder auf und verhelfen der direkten Demokratie zum Durchbruch. Das Forschungsprojekt „Die demokratische Bewegung in der Schweiz von der Spätaufklärung bis 1870“ beabsichtigt, diese Entwicklungsstränge anhand einer kommentierten Quellenauswahl nachzuzeichnen und ist deshalb als Beitrag zur Demokratieforschung und zur komparativen Analyse der Demokratieentwicklung in verschiedenen Ländern zu verstehen.
1986-2006 ständiger Mitarbeiter und Korrespondent der
Zeitschrift
„Aufklärung, Vormärz, Revolution“
Koordinator des Schweizer Teils des „Biographischen Lexikons zur Geschichte der liberalen und demokratischen Bewegungen in Mitteleuropa, Bd. 2, Teil 2“
Mitherausgeber der Innsbrucker Historischen Studien