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Historisches Seminar

Anna Julia Lingg

Lukas Jezler. Ein Schweizer Kaufmann in Bahia, Brasilien, 1829-1863.

Der Schaffhauser Lukas Jezler folgt um 1829 seinem Bruder Ferdinand nach Bahia, wo sie gemeinsam mit einem Landsmann das Import-/Exporthaus Gebrüder Jezler & Trümpy gründen. Der gelernte Uhrmacher Lukas Jezler ist als Aussendienstmitarbeiter im Landesinnern tätig, während sein Bruder die Firma zuerst von Cachoeira dann von Bahia (heute: Salvador) aus führt. Abwechselnd reisen sie in die Schweiz, um Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. 1855 zieht sich Lukas Jezler aus dem Geschäft zurück, um sich neu dem Tabakgewerbe in Cachoeira, einer kleineren Handelsstadt im Hinterland von Bahia, zu widmen. Dieses betreibt er gemeinsam mit seinen zwei deutschen Schwiegersöhnen.

Während seiner kaufmännischen Tätigkeit in Bahia erarbeitet sich Jezler ein kleines Vermögen, was sich in den Geldanlagen und im Immobilienbesitz, nicht zuletzt aber an der Zahl der für ihn arbeitenden Sklaven, widerspiegelt. Dies erfahren wir aus den ausführlichen Inventarlisten, die zur Nachlassregelung nach seinem Tod 1863 durch das Schweizerkonsulat in Bahia erstellt wurden.

Obwohl Einzelwanderungen, wie die von Lukas Jezler, zahlenmässig umfangreicher waren, sind sie in der Forschung wenig berücksichtigt worden, da Massenwanderungen (organisierte Auswanderung einer Gruppe), die oft mit Koloniegründungen zusammenhängen, in den Quellen besser fassbar sind. Das gesamte zu behandelnde Quellenmaterial für diese Arbeit befindet sich im schweizerischen Bundesarchiv in Bern und für die genealogischen Nachweise im Stadtarchiv Schaffhausen. Im Bundesarchiv handelt es sich um den Bestand des schweizerischen Konsulates in Bahia und somit vor allem um offizielle Dokumente, Einreiseverzeichnisse und die bereits genannten Inventarlisten, dazu kommen zahlreiche Briefe zwischen dem Konsulat in Bahia und dem Generalkonsulat in Rio de Janeiro und einige Rechnungen.

In meiner Lizenziatsarbeit werde ich drei Aspekte untersuchen, jedoch mit unterschiedlicher Gewichtung. Zuerst werden die familiären Verhältnisse von Lukas Jezler, der zweimal verheiratet war, dargestellt. Zweitens untersuche ich die wirtschaftliche Situation Jezlers. Hier wird anhand der Inventarlisten sein Vermögen analysiert, wobei ein besonderes Augenmerk auf den Sklavenbesitz geworfen wird. Drittens werde ich versuchen anhand einiger weniger persönlichen Aussagen zu Lukas Jezler in der Korrespondenz des Konsulates, aber auch in einer Reiseberichterstattung von Avé-Lallement, auf sein Ansehen in der schweizerischen und brasilianischen Gesellschaft in Bahia zu schliessen.

Da es sich nicht um eine Untersuchung der eigentlichen Migrationsbewegung handelt, sondern um Jezlers Leben in Brasilien, soll bei jedem der genannten Aspekte die Frage gestellt werden, inwiefern eine Assimilation, Akkulturation oder Integration von Lukas Jezler in seiner neuen Heimat stattfindet, oder ob er sich weitgehend mit seinen Schweizer (mitteleuropäischen) Landsleuten assoziiert.

 

 

 

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