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Historisches Seminar

HS 2007

Prof. Dr. Simon Teuscher



Seminar

Migration als Element der mittelalterlichen Adelskultur



Ein modernes, am Nationalstaat orientiertes Verständnis der Gesellschaft verleitet dazu, Migration einseitig mit prekären Lebensbedingungen und mit Herausforderungen der sozialen Stabilität zu verbinden. Bei der Beschäftigung mit dem Mittelalter drängen sich ganz andere Assoziationen in den Vordergrund. Hier erscheint Migration als grundlegendes Verhaltensmuster der Eliten. Für die Lebensläufe mittelalterlicher Adliger war es geradezu kennzeichnend, sich an ausgedehnten Kriegszügen zu beteiligen, zwischen Höfen hin und her zu reisen und über weite Distanzen hinweg Verwandtschaftsbeziehungen zu pflegen. Das Migrationsverhalten gehörte zu individuellen Erfolgsstrategien und war eine Voraussetzung des Funktionierens der politischen Ordnung. Das Seminar untersucht solche Phänomene im Licht aktueller geschichtswissenschaftlicher Debatten über transnationale Dimensionen gesellschaftlicher Ordnungssysteme und über Funktionsweisen von Kulturtransfers.



Literatur: Babel, Rainer/Paravicini, Werner (Hg.): Grand Tour. Adeliges Reisen und europäische Kultur vom 14. bis zum 18. Jahrhundert, Stuttgart 2005 (Beihefte der Francia 60); Paravicini Bagliani, Agostino/Pibiri, Eva/Reynard, Denis (Hg.): L'itinérance des seigneurs (XIVe–XVIe siècles), Lausanne 2003 (Cahiers lausannois d'histoire médiévale 34). Anrechenbarkeit: 1, 3, 6, 8







Vorlesung

Die Schweiz im Spätmittelalter I: 1200-1350



Donnerstag, 10.15–12.00



Die Vorlesung führt in die Sozial- und Kulturgeschichte der Schweiz im Zeitraum zwischen 1200 und 1350 ein. Neben den Gebieten der alten Eidgenossenschaft werden systematisch auch die adligen und geistlichen Herrschaften und der romanische Westen und Süden der heutigen Schweiz einbezogen. Thematische Schwerpunkte bilden Prozesse des Wandels, die grosse Teile dieses Raums gleichermassen betrafen und in der Forschung der letzten Jahre intensiv diskutiert worden sind: die Ausbildung territorialer Machtstrukturen, Umbrüche in der politischen Kultur, die Ausbildung neuer ökologischer Systeme der Landschaftsnutzng und marktorientierter Wirtschaftsformen, die Rekonfiguration von Familien- und Geschlechterbeziehungen, das Aufkommen neuer Rituale der Frömmigkeit und der Ausbau des Bildungswesens. Daneben werden ausgewählte politische Ereignisse auf ihre Bedeutung für Wandlungsprozesse hin untersucht. Am Ende der Lektionen werden jeweils Forschungsprobleme an einem Quellenbeispiel veranschaulicht.



Die Vorlesung ist der erste Teil einer zweiteiligen Einführung in die Geschichte der Schweiz im Spätmittelalter und kann im nächsten Semester, in dem der Zeitraum von 1350 bis 1520 behandelt wird, weiter besucht werden.



Literatur: Wiget, Josef (Hg.): Die Entstehung der Schweiz. Vom Bundesbrief 1291 zur nationalen Geschichtskultur des 20. Jahrhunderts, Schwyz 1999; Agostino Paravicini Bagliani, Agostino/Felber, Jean-Pierre/Morerod, Jean-Daniel/Pasche, Véronique (Hg.): Les pays romands au Moyen Age, Lausanne 1997.



Anrechenbarkeit: 1, 3, 6, 8

Weiterführende Informationen

Seminar "Migration als Element der mittelalterlichen Adelskultur"



Zeit: Dienstag, 10-12 Uhr

Beginn: 1. Semesterwoche

Vorbesprechung: keine