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Historisches Seminar

«Schriftlichkeit, Kommunikationskultur und Herrschaftspraktiken im Spätmittelalter»

Schlussbericht (1.1.1997-31.3.2001)

Vorbemerkung

Die Vorbereitungsphase des Projektes erstreckte sich von Januar bis April 1997. In dieser Zeit war lediglich der mit einer Viertelstelle dotierte Projektleiter, Dr. Simon Teuscher, tätig. Die praktische Forschungsarbeit begann im Mai 1997 mit dem Stellenantritt der drei ProjektmitarbeiterInnen Andreas Kränzle MA, lic. phil. Peter Brun und lic. phil. Jeannette Rauschert. Auf den 1. Dezember 1998 schied Jeannette Rauschert aus dem Projekt aus. Sie arbeitet seither als Assistentin und Lehrbeauftragte am Mediävistischen Institut der Universität Freiburg i.Ü., blieb aber durch ihre Dissertation weiterhin mit dem Projekt assoziiert. Die frei gewordene Stelle wurde per 1. Juli 1999 mit lic. phil. Judith Fröhlich besetzt. Per August 1999 erhielt der Projektleiter, Dr. Simon Teuscher, ein Forschungsstipendium des Nationalfonds für eine Visiting Assistant Professur an der University of California, Los Angeles, an der er nun seit dem Frühjahr 2000 eine Assistenzprofessur inne hat. Mit seinem Habilitationsthema «Ausgehandelte Herr-schaft. Verschriftung und Verwendung von Weistümern, Kundschaften und Consuetudines im Gebiet der Schweiz im 13. bis 15. Jahrhundert» (Arbeitstitel) blieb er jedoch auch weiterhin mit dem Projekt verbunden. Auf das ursprüngliche Projektende, per März 2000, verliess Judith Fröhlich das Projekt, um die Forschungstätigkeit zu ihrem Dissertationsthema «Schriftlichkeit im mittelalterlichen Japan» (Arbeitstitel) an der Kuyshu University in Fukuoka/Japan fortzusetzen. Mit der Projektverlängerung um ein Jahr, vom 1. April 2000 bis 31. März 2001, verlängerte und erhöhte sich auch die Anstellung der zwei noch verbliebenen Projektmitarbeiter Andreas Kränzle und Peter Brun. Auf Ende November 2000 verliess Andreas Kränzle das Projekt, um die Leitung eines mit der Schriftlichkeitsforschung eng verbundenen, universitären ICT-Projektes («ad fontes») zu übernehmen. Daraufhin konnte die Anstellung von lic. phil. Peter Brun bis zum 31. Mai respektive 30. September 2001 ausgedehnt werden. Zum Projektende reichte Peter Brun seine Abhandlung zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich zum Thema «Schrift und politisches Handeln. Eine Ðzugeschriebeneð Geschichte des Aargaus 1415&endash;1425» ein, welche aus dem Forschungsprojekt entstand.

Forschungsarbeit

Das Forschungsprojekt erfuhr aus Gründen der Praktikabilität von Beginn weg eine Dreiteilung: Die Forschungsarbeit beinhaltete Pilotprojekte, Vertiefungsbereiche und Segmentstudien, wobei die einzelnen Teile sich jeweils aufeinander bezogen. Zudem stellten die Vertiefungsbereiche und Segmentstudien eigenständige Forschungsbereiche dar, aus denen jeweils Publikationen erfolgen sollen und erfolgt sind. Vor allem die Arbeit an den Vertiefungsbereichen ermöglichte den ProjektteilnehmerInnen einen guten Einstieg in die Forschungsansätze der eigenen Segmentstudien (Dissertationen).

Im Folgenden werden gesamthaft die über die vier Jahre hinweg geleisteten Arbeiten kurz vorgestellt:

Konzeptionelle und administrative Vorarbeiten

Von Anfang Januar bis April 1997 war der damalige Projektleiter mit der detaillierten Ausarbeitung der Vertiefungsbereiche und der Segmentstudien beschäftigt. Er führte innerhalb seiner Viertelstelle Vorabklärungen zur Literatur- und Quellenlage durch und erarbeitete verschiedene Forschungsstrategien. Bereits vor Beginn der eigentlichen Projektzeit wurden die Dissertationsvorhaben der einzelnen ProjektmitarbeiterInnen aufeinander abgestimmt, so dass diese Arbeiten komplementäre Bestandteile des Gesamtprojektes darstellten.

Pilotprojekte

Acta Murensia

Mitarbeit: Andreas Kränzle, Peter Brun und Jeannette Rauschert

Der erste Monat der Projektarbeit wurde für Abklärungen zur Entstehung und Überlieferungssituation dieses für die Schweizer Geschichtsschreibung bedeutenden Kulturgutes verwendet. Diese Arbeiten waren für die MitarbeiterInnen überdies eine gute Vorbereitung auf die bevorstehende gemeinsame wie eigene Forschungstätigkeit.

Der Bundesbrief 1291

Mitarbeit: Peter Brun und Jeannette Rauschert

Dieses Pilotprojekt lief im Sommer 1998 während zweier Monate. Am Beispiel der die Forschung immer wieder beschäftigenden Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte des Bundesbriefs von 1291 liess sich die Problematik des sich wandelnden Gebrauchs von Urkunden besonders gut untersuchen. Zunächst wurde die reiche Literatur zu diesem Dokument aufgearbeitet und insbesondere die Plausibilität unterschiedlicher Zeitpunkte, Ereigniszusammenhänge und Autoren einer möglichen Fälschung überprüft. Ausserdem galt es, die verschiedenartigen Thesen über dem Dokument zugrundeliegende Vorlagen zu revidieren und Fragestellungen der neuen Schriftlichkeitsforschung zu berücksichtigen. Dies führte zur Formulierung einer plausiblen Hypothese über die Verwendung städtischer Bündnisverträge des 13. Jahrhunderts als Vorlagen. Die Ergebnisse dieses Pilotprojektes setzte Prof. Dr. Roger Sablonier in der Lehre und im Rahmen seiner Beteiligung an der Neugestaltung des Bundesbriefmuseums in Schwyz um.

"Kundschaften"

Dieses Ende 1997 auf einen Monat veranschlagte Pilotprojekt wurde zu Gunsten der Intensivierung der Forschungsarbeiten an den Vertiefungsbereichen fallengelassen.

Vertiefungsbereiche

Im Zusammenhang mit Stellenmutationen 1998 wurden Modifikationen des ursprünglichen Arbeitsplans für die Vertiefungsbereiche vorgenommen. Der Bereich «Gebrauch von Abgaben- und Einkünfteverzeichnissen», zu dem Jeannette Rauschert und Simon Teuscher Vorarbeiten geleistet hatten, stiess zwar bei Präsentationen des Projektes verschiedentlich auf positives Echo. Dieser Teilbereich drohte aber das Gesamtprojekt zu konkurrieren, und die geeigneten Quellenstellen ergaben eine zu heterogene Materialbasis. Deshalb wurde auf die Weiterführung des Projektes verzichtet. Das aufgearbeitete Material konnte für den neuen, präziser umgrenzten Vertiefungsbereich «Gebrauch von urbariellem Schriftgut» genutzt werden.

Aufzeichnungen von Offnungen

Mitarbeit: Peter Brun, Andreas Kränzle und Simon Teuscher

Die Vorarbeiten zu diesem Teilprojekt, durchgeführt von Andreas Kränzle und Peter Brun, waren im Frühjahr 1998 abgeschlossen. Aufgrund der Literatur- und Quellensituation entschloss man sich, die Offnungen des Zisterzienserkosters Wettingen und des Zürcher Grossmünsterstiftes ins Zentrum der Untersuchung zu rücken. Die unterschiedlichen Textvarianten einzelner Offnungen versprachen neue Ergebnisse zur Weistumsforschung, und insbesondere aus der reichen Überlieferung des Grossmünsterstiftes tauchten immer wieder neue Versionen auf. Dabei zeigte sich, dass Abschriften und Kompilationen bei der Entstehung und Weiterentwicklung von Offnungstexten eine wichtige Rolle spielten. Als Vorlagen konnten vor allem ältere Verwaltungsnotizen und interne Satzungen der geistlichen Institutionen ausgemacht werden, aber auch Abschnitte aus Urkunden wurden in Offnungstexte übernommen.

Diese und weitere Ergebnisse des Vertiefungsbereichs stellte Simon Teuscher im Dezember 1998 an einem Kolloquium an der Universität Basel vor. Bereits im März zuvor hatte Peter Brun bei einer Zusammenkunft verschiedener Forschungsgruppen aus Lausanne, Neuchâtel und Zürich an der Université de Lausanne erste Ergebnisse dieser Auswertung vorgetragen.

Da die Arbeiten an diesem Vertiefungsbereich äusserst ergiebig waren, wurden sie intensiv weitergeführt. Simon Teuscher konnte am 9. Oktober 1999 neue Ergebnisse unter dem Titel «Verschriften, Kompilieren, Oralisieren. Weistümer im Spannungsfeld zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit» am Symposion «Von der Erinnerung zur Aufzeichnung. Zugänge zur Schriftlichkeit», welches das Institut für Österreichische Geschichtsforschung in Wien organisierte, referieren. Zuvor hatte er am 12. Juli 1999 an der «International Medieval Conference» in Leeds einen Vortrag gehalten unter dem Titel «Textualizing Peasant Enquieris: German ÐWeistümerð between Orality and Literacy». Eine schriftliche Version ist publiziert (vgl. Publikationen).

Daneben bereitete Simon Teuscher eine Publikation unter dem Titel «Kompilation und Mündlichkeit. Herrschaftskultur und Gebrauch von Weistümern im Raum Zürich (14.&endash;15. Jh.)» vor, die in der «Historischen Zeitschrift» 2001 erscheinen wird. Simon Teuscher strich in seinem Artikel anhand der Überlieferungen der Propstei Grossmünster in Zürich heraus, dass ein Weistum keine Verschriftung von bis anhin mündlich überlieferten Rechtsinhalten zur besseren Memorierung zu sein braucht &endash; zumindest nicht primär. Das Beispiel Grossmünster zeigt deutlich, dass bei der Erstellung von Weistümern auf vorhandene Vorlagen in Urkunden, Urbarien und Pflichtenheften der geistlichen Beamteten zurückgegriffen wurde. Dabei geschah die mündliche Überformung der Texte oft erst viel später oder deren mündliche Tradierung an den Dinggerichtstagen hauptsächlich, um eine Traditionsbildung über die Herrschaftsausübung zu begünstigen. Es ist deshalb problematisch, Weistümer als authentische Zeugnisse altertümlicher dörflicher Mikrokosmen zu betrachten. Wichtig für die Zeitgenossen waren vor allem die Funktionen der Texte auf verschiedenen Handlungs- und Diskursebenen, mit denen die spätmittelalterliche Herrschaftsorganisation in Verbindung stand. Die Rechtstexte berichten über altertümliche schriftlose Herrschaftspraktiken, aber in Bildern, die vor allem Bestandteil normativer Vorstellungen des Spätmittelalters waren. Und sie handeln vom Verhältnis der Herrschaft zu den Bauern vor Ort, aber in erster Linie im Hinblick auf die Regelung von Beziehungen auf übergeordneten Ebenen der Herrschaftsorganisation. Der allgemeine Gültigkeitsbereich dieser Ergebnisse müsste anhand weiterer Detailstudien in verschiedenen Reichsgebieten nachgeprüft werden.

Urbarielles Schriftgut im Gebrauch

Mitarbeit: Judith Fröhlich, Andreas Kränzle und Peter Brun

Ausgangspunkt der Untersuchung dieses Vertiefungsbereiches war die Feststellung, dass die spätmittelalterlichen Urbare in der Forschung vielfach als Quelle zur Wirtschafts- und Verwaltungsgeschichte gebraucht werden, und zwar so, als handle es sich um Dokumente moderner Verwaltung. Vom konkreten Gebrauch dieser Schriftstücke in der Interaktion der Herrschaften mit ihren Abhängigen wusste man dagegen so gut wie nichts. Diese Lücke zu füllen, war das Ziel der Forschungsarbeiten.

Die Vorarbeiten leisteten in erster Linie Andreas Kränzle und Peter Brun. In einem ersten Schritt arbeiteten sie die nicht besonders reiche und sehr disparate Forschungsliteratur zu Urbarien und Polyptychen auf und suchten die einzelnen Quellen auf Einzelbeobachtungen zum Schrifthandeln ab. Da «Urbar» eher ein archivalischer Ordnungsbegriff als ein präzis umgrenzter Gattungsbegriff ist, stellte vor allem die Abgrenzung der einzubeziehenden Dokumenttypen vor einige Probleme. Die Auseinandersetzung mit den fliessenden Grenzen zu Dokumenttypen wie Offnungen und Rechnungsbüchern erwies sich letztlich als besonders wichtig für das Verständnis des zeitgenössischen Handelns mit den überlieferten Dokumenten.

In einem zweiten Schritt, der hauptsächlich von Judith Fröhlich und Andreas Kränzle ausgeführt wurde, stand die konkrete Untersuchung von Beispielen aus der Region an. Zum Vergleich wurde auch das umfangreiche edierte Material aus Süddeutschland und Österreich herangezogen. Die Untersuchung zeigte grosse Abweichungen von den bisher eher impliziten Annahmen über die Verwendung von Urbaren zur Wirtschaftsführung und Verwaltung. Eine wirtschaftshistorische Auswertung urbariellen Schriftguts ohne die vorherige Prüfung des (Handlungs-)Kontextes erwies sich als äusserst problematisch. Der Vergleich mit Rechnungsbüchern zeigte, dass die in den Urbaren aufgezeichneten Forderungen eher normative und symbolische Aussagekraft besitzen als eine genaue Festlegung der realen Abgaben darstellen. Sie fixieren eher Sozialbeziehungen &endash; mit den entsprechenden Herrschaftsverhältnissen &endash; als ökonomisch berechenbare Vereinbarungen. In einer Zeit ohne kontinuierliche Buchführung waren selbst minutiös erstellte Bestandesaufnahmen schnell veraltet, und dies war auch den Verfassern der Urbare bewusst. Sehr häufig stand daher wohl die Absicht im Vordergrund, Kontinuität im Wandel der Zeiten zu schaffen, und dies, obwohl oder gerade weil man mit Schrift (aufgrund der Starrheit dieses Mediums) genau diesem Wandel der Zeit nur unzureichend Rechnung tragen konnte. Das zeigt auch der konkrete Umgang mit diesen Schriftstücken als Objekten. Sie wurden offenbar häufig als Symbole der Herrschaft in Interaktionen mit den Abhängigen eingesetzt, ohne dass es auf den genauen Wortlaut des Dokuments ankam.

In logischer Konsequenz kam es bei der Erneuerung oder Neuredaktion von Urbaren oft mehr auf diese Kontinuität an als auf eine exakte, ökonomisch-fiskalisch brauchbare Rechengrundlage. Die angestrebte Kontinuität bezieht sich hierbei aber mehr auf das eigene Archiv &endash; also auf bereits vorhandenes Schriftgut &endash; als auf die Beziehungen zu den Bauern. Die Verbindung mit den alten Dokumenten der Herrschaft durfte nicht unterbrochen werden, wollte man die Neuaufzeichnungen mit rechtssicherndem Material aus dem eigenen Archiv (z.B. Urkunden) untermauern können (z.B. vor Gericht). Deshalb erscheinen einige Urbare mehr als Dokumente der internen Verwaltung oder sogar als eigentliches Archivschriftgut (Schriftgut, das sich auf das eigene Archiv bezieht) denn als Dokumente der aktuellen Güteradministration. In manchen Fällen riss die Verbindung zur Wirtschaftsführung sogar ganz ab, und die Urbare stellen eine eigentliche «Geschichtsschreibung» des Klosterbesitzes dar.

Prof. Dr. Roger Sablonier stellte erste Ergebnisse im Mai 1999 am internationalen Kolloquium «Pragmatische Dimensionen mittelalterlicher Schriftkultur» des SFB 231 der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster vor. Für die Publikation wurde die Fragestellung weiter vertieft und wurden die Ergebnisse anhand von Beispielen aus der Region veranschaulicht (vgl. Publikation).

Segmentstudien (Dissertationen)

Die vier Dissertationen, die in und um das Forschungsprojekt am Entstehen bzw. abgeschlossen sind, werden nachstehend kurz vorgestellt und erläutert.

Peter Brun: Schrift und politisches Handeln. Eine "zugeschriebene" Geschchte des Aargaus 1415-1425

Wie im letzten Bericht angekündigt, bewegte sich die Forschung Peter Bruns vom ursprünglichen Thema der Untersuchung des habsburgischen landesherrlichen Schriftgebrauchs und dessen Auswirkungen auf die Verwaltung der gemeineidgenössischen Gebiete im Aargau nach dessen Eroberung 1415 weg. Vielmehr wurde aufgrund theoretischer Überlegungen zum gesamtgesellschaftlichen Prozess der Verschriftlichung (vgl. Zwischenbericht 2) die spezielle Situation im Kriegsjahr 1415 und in den darauf folgenden Jahren in den Brennpunkt gerückt. Nicht die akribische Erarbeitung im Sinne einer historischen Darstellung dieser Krisensituation ist Ziel der Untersuchung. Im Zentrum stand vielmehr die Frage nach der Rolle der Schrift vor, während und nach dem Herrschaftswechsel &endash; also das Schrifthandeln in einer bestimmten Kommunikationssituation zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Dabei galt es das schriftbezogene Handeln sämtlicher am Krieg beteiligter Parteien im Aargau in der Zeit von 1415 bis 1425 zu berücksichtigen. Wer schrieb wann was auf und was nicht? Welchen Nutzen zog man oder vermeinte man aus Schriftstücken zu ziehen? Inwieweit ist der vermeintliche Nutzen zeit-, orts- und personenabhängig? Wie sieht die Relation dieser drei Abhängigkeiten aus? Hierzu gehören Fragen wie: In welcher Form wurde Schrift verwendet? Was kann aus der gewählten Form (Urkunde, Missiv etc., aber auch äussere Merkmale wie beispielsweise kleine oder grosse, hängende oder aufgedrückte Siegel) geschlossen werden? Wie wurden die vorliegenden und/oder neu produzierten Schriftstücke eingesetzt? Wovon wurden Kopien angefertigt? Welche Schriftstücke sind für verschiedene Empfänger ausgefertigt worden? Gibt es dabei trotz gleichen Inhalten Unterschiede? Welche Personen oder Personengruppen bildeten die einzelnen Parteien während und nach der Auseinandersetzung? Dazu gehören einmal die «ursprünglichen» Protagonisten des Konfliktes, Herzog Friedrich von Habsburg und König Sigmund von Luxemburg. Hinzu kommen die Untertanen und Lehensträger des Herzogs, aber auch alle Reichsglieder, die der Achterklärung des Königs Ende März 1415 Folge leisteten und die «Enteignung» des Herzogs durchführten. Im Raum Aargau fiel diese Aufgabe den «Eidgenossen» zu. Von diesen vier Gruppen wird eine Analyse des Schrifthandelns vermittelt.

Die dazu notwendigen Recherchen in den Archiven, namentlich in Luzern, Bern, Zürich, Aarau, Innsbruck und Wien, wurden im Jahr 2000 abgeschlossen. Das gedruckt vorhandene Quellenmaterial wurde eingesehen, die Literatur aufgearbeitet, der Text redigiert. Die Arbeit wurde Ende September 2001 zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich eingereicht.

Der Aufbau der Arbeit basiert auf den verwendeten Schriftstücken und der im Zusammenhang mit Schrifthandeln relevanten analytischen Dreiteilung making &endash; using &endash; keeping, wobei zusätzlich Theorien zum symbolischen Gehalt von Schrift und Schriftstücken berücksichtigt wurden. Dies wiederum zwang zur intensiven Auseinandersetzung mit dem hilfswissenschaftlichen Fach Diplomatik. Der Arbeit vorangestellt &endash; nach der Diskussion über Theorie und Methode &endash; ist eine kurze Schilderung der Ereignisse der Jahre 1415&endash;1425, also bis zur Aussöhnung des Königs mit dem Herzog. Im Hauptteil wurden die Protagonisten und ihre Stellung zum Medium Schrift herausgearbeitet. Für die Beurteilung wurde auf die vollständige Berücksichtigung des heute noch erhaltenen schriftlichen Materials grossen Wert gelegt.

Übergeordnetes Thema der Doktorarbeit ist der landesherrliche Umgang mit Schrift. Daher galt das Hauptaugenmerk den Dokumenten von König Sigmund, Herzog Friedrich und den Städten Luzern, Bern und Zürich. Der Sichtweise und den möglichen Interpretationen von Schrifthandlungen dieser Machtträger durch die eroberten Aargauer wurde im Kapitel «Aargauische Kleinstädte» Rechnung getragen. Zugleich wurde auch deren Einsatz von Schrift untersucht.

Während der Arbeit hat sich gezeigt, dass es sinnvoller ist, Urkunden oder allgemein Schriftstücke aufgrund ihres Handlungskontextes zu beurteilen und sich nicht auf gängige Gattungsmuster zu stützen. Im Rahmen eines Herrschaftswechsels erwiesen sich die Handlungsfelder «Inszenierung», «Demonstration» und «Durchsetzung von Machtansprüchen» als bedeutende Anwendungsbereiche von Schrift. Innerhalb der Arbeit wird gezeigt, wie die gleichen Schriftstücke in verschiedenen Momenten oder auch im selben Moment vielfältig symbolisiert sind und semiotisiert werden.

Judith Fröhlich: Writing and its Use in Medieval Japan (Schrift und Schriftlichkeit im mittelalterlichen Japan)

Ein Vergleich zwischen dem Mittelalter in Japan und Europa legt erstaunliche Parallelen offen und vermag für ganz grundsätzliche Fragen um den Verschriftlichungsprozess wichtige Hinweise zu geben und Kenntnisse zu vermitteln. Beide Kulturkreise sind von einem zunehmenden Gebrauch von Schrift für die Verwaltung von Besitz, die Legitimation von Herrschaft, die Sicherung von Rechten, die Festlegung eines religiösen Kanons und die Wahrung des kollektiven Gedächtnisses geprägt. Andererseits ergeben sich auch augenfällige Unterschiede: Der offensichtlichste besteht in der anderen Schrift. In Europa setzte sich das Alphabet durch, Japan hingegen kannte (und kennt im übrigen noch heute) gleich zwei verschiede Schriftsysteme, die Zeichenschrift, Kanji, und die zwei Silbenschriften, Hiragana und Katakana.

Vor diesem Hintergrund ergeben sich folgende Fragen: Lassen sich allgemeine Aussagen zu Gesellschaften formulieren, die an der Schwelle zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit stehen? Was gibt den Ausschlag zum vermehrten Gebrauch der Schrift, obwohl eine mündlich erprobte Kommunikationsform existiert? Welche sozialen Gruppen und welcher sozialer Kontext beeinflussen die Handhabung der Schrift? Inwiefern beeinflussen das Schriftsystem und die Schriftform den Umgang mit dem neuen Medium?

In ihrer Dissertation behandelt Judith Fröhlich den Gebrauch der Schrift in der grundherrschaftlichen Verwaltung. Sie untersucht, ob und wie Machthaber Schrift zur Verwaltung ihres Besitzes, zur Wahrung von Privilegien gegenüber anderen Machthabern und zur Ausübung der Macht über potenzielle Untertanen einsetzen. Sie beleuchtet aber auch die «Gegenseite», also die beherrschte, ländliche Gesellschaft, wie sie sich des Mediums Schrift annimmt und in welcher Form sie es zu ihren Gunsten zu verwenden sucht. Als Untersuchungsfeld bietet sich der Fall Atagawa no shô in der Provinz Kii an. Dort findet sich für die Zeit zwischen dem späten 10. und frühen 15. Jahrhundert reiches Quellenmaterial. Die Verwendung verschiedener Schrifttypen, abhängig von der Funktion des Schriftstückes, lassen sich an diesem Material besonders gut aufzeigen. Judith Fröhlich plant, ihre Doktorarbeit in drei periodische Einheiten der Textproduktion zu gliedern.

Die erste Einheit umfasst die Zeit vom 11. bis zum 13. Jahrhundert. Anhand eines Konfliktes zweier religiöser Parteien, welcher als Auslöser der schriftlichen Traditionsbildung interpretiert werden kann, untersucht sie die Umsetzung dieses Versuchs sowie die Effizienz oder Wirksamkeit schriftgestützter Argumentation unter konkurrierenden Mächten.

Die zweite Einheit befasst sich mit den folgenden hundert Jahren. In dieser Zeit werden die Konflikte zwischen den herrschenden Eliten von Streitigkeiten zwischen den Eliten und den lokalen Landverwaltern, aber auch zwischen diesen und den Bauern überlagert. Diese Konflikte werden schriftlich ausgetragen. Die Texte verweisen einerseits auf die steigende Macht der lokalen Landverwalter, andererseits auf die Formierung bäuerlicher Gemeinschaften. Speziell für letztere lag die Verwendung der Schrift nicht allein in der inhaltlichen Fixierung gesprochener Worte begründet, sondern in der Form und Erscheinung eines Dokuments. So nutzten sie Schriftstücke sowohl zur Unterstützung ihrer Begehren vor Gericht als auch zur öffentlichen Zurschaustellung innerhalb eines Dorfes oder gegenüber den Machthabern. Die Darlegung der Multifunktionalität von Schriftstücken ist ein wichtiger Bestandteil dieses Abschnittes. Speziell die Verwendung verschiedener Schrifttypen soll genauer untersucht werden.

In der Zeit vom 14. zum 15. Jahrhundert, welche die dritte Einheit der Dissertation umspannt, setzte eine Machtgruppe definitiv ihre alleinige Herrschaft durch. Judith Fröhlich möchte untersuchen, ob sich in dieser Zeit ein Trend zur Rationalisierung der Verwaltung festmachen lässt. Änderungen in der Form, aber auch im Inhalt der vorhandenen Schriftstücke deuten darauf hin.

Stand der Forschung: Die Beschaffung des nötigen Quellenmaterials zu Ategawa no shô ist abgeschlossen. Dieses umfasst die ältere und neueste Sekundärliteratur zu Ategawa no shô und die von Nakamura Ken kompilierte Ausgabe der historischen Quellen zu Ategawa no shô, «Kii no kuni Ategawa no shô shiryô». Die entsprechenden handschriftlichen Quellen, «Koyasan monjo», wurden vom Mikrofilm des historiographischen Instituts in Tokyo kopiert. (Die sich im Besitz des Koyasan befindenden Originalquellen können nicht eingesehen werden). Ein Überblick über die Sekundärliteratur zu Ategawa no shô und auch zur allgemeinen Schriftlichkeitsdiskussion in Japan wurde bereits gewonnen. Zur Zeit bearbeitet Judith Fröhlich die Quellenedition von Nakamura.

Andreas Kränzle: Systemtheorie, Recht udn Schrift im Mittelalter (Arbeitstitel)

Der Bearbeiter hat seine Beschäftigung mit der Systemtheorie Luhmanns weiter vertieft. Ziel der Dissertation ist es, das «Schriftlichkeitsproblem» mit Hilfe der Theorie sozialer Systeme anzugehen. Für die einzelnen Kapitel der Arbeit wird jeweils ein Schlüsselbegriff der Theorie mit den Folgen und Funktionen von Schrift, Verschriftlichung und Schriftlichkeit konfrontiert und diskutiert.

Kapitel 1: Kommunikation. Kommunikation wird nicht als Handlung verstanden, sondern als dreistellige Selektion und Synthese von Information, Mitteilung und Verstehen. Das konsequente Verständnis der Kommunikation vom Verstehen her (also zeitgegenläufig) lässt schriftliche Kommunikation viel einfacher fassen, als es in bisherigen, handlungsorientierten Kommunikationsmodellen der Fall ist. Bisherige Theoriekonzepte können so einfach und genauer reformuliert werden (z.B. Hildbrands Semiotisierung).

Kapitel 2: Handlung und Akteure. Im ersten Kapitel wurde Kommunikation akteurfrei konzipiert. Die Frage, der das zweite Kapitel nachgeht, ist, wie Handlungen und Akteure in der Systemtheorie rekonstruiert werden können und welche Funktion sie innerhalb des sozialen System haben (Selbstbeobachtung und Selbstbeschreibung des Sozialsystems). Auch hier wird deutlich, wie die klassische Vorstellung von Kommunikation zu einseitigen Interpretationen (Reifizierung des Akteurs) geführt hat (Stichwort: Geschichte des Autors u.ä.). In der Systemtheorie werden Personen als Zurechnungsartefakte verstanden. Die Art und Weise, wie kausal attribuiert wird, ist historisch und gesellschaftlich verschieden. Das in der Geschichtswissenschaft oft unreflektierte Konzept des Akteurs (ebenso Autors) kann auf diese Weise selbst historisiert und an gesellschaftstheoretische Überlegungen angeschlossen werden. Der Schrift kommt in diesen Überlegungen eine zentrale Bedeutung zu, weil sie dazu führen kann, dass sich Beobachterpositionen herausdestillieren und so deutlicher zwischen Handeln und Erleben unterschieden wird.

Kapitel 3: Gesellschaft. Der Gesellschaftsbegriff ist für die Luhmannsche Gesamttheorie von entscheidender Bedeutung. Unter Gesellschaft versteht Luhmann Weltgesellschaft. Für vormoderne Gesellschaften ist dieser Begriff aber zu diskutieren. Klar ist im Hinblick auf das Mittelalter, dass es wenig Sinn macht, den Gesellschaftsbegriff durch den Kulturbegriff zu ersetzen oder den Gesellschaftsbegriff auf Nationalstaaten einzugrenzen (z.B. Deutsche Gesellschaft). Andererseits kann man für das Mittelalter nicht von einer weltweit operierenden Gesellschaft (im Singular!) ausgehen. Die «Globalisierung» der Gesellschaft nimmt aber mit den Verbreitungsmedien Schrift und Buchdruck ihren Anfang.

Der zweite Teil des dritten Kapitels widmet sich der Differenzierungsform der mittelalterlichen Gesellschaft. Hier ist nun die Systemtheorie an der Reihe, die Untersuchungen der Historiker genauer zu rezipieren. Eine Charakterisierung des Mittelalters als stratifikatorisch differenzierte Gesellschaft ist jedenfalls für Historiker nicht ausreichend. Hinzukommen muss der Beginn funktionaler Differenzierung (spätestens) seit dem 11. Jahrhundert, die aufs Engste mit der Verschriftlichung in Zusammenhang steht. Ob und wie weit die funktionale Ausdifferenzierung noch in den Diensten der stratifikatorischen Differenzierung steht, ist dabei eine offene Frage. Es geht hier nicht darum, eine fertige Gesellschaftstheorie des Hoch- und Spätmittelalters zu liefern, sondern Problemgesichtspunkte für weitere Forschungen aufzuzeigen. Das Differenzierungskonzept jedenfalls verzichtet &endash; anders als andere Langzeitmodelle (Rationalisierung, Verrechtlichung, Zivilisation, Individualisierung) &endash; auf Monokausalität und versucht, verschiedene Entwicklungen in Zusammenhang miteinander zu bringen.

Kapitel 4: Interaktionen. Abschnitt 4 verwendet eine weitere grundlegende systemtheoretische Differenz: die Differenz von Interaktion und Gesellschaft. Schrift und Verschriftlichung wirken sich insbesondere auf diese Differenz aus, da Schrift auch interaktionsfreie Kommunikation erlaubt. Schrift wird allerdings bislang hauptsächlich als Medium zur Verbreitung von Informationen thematisiert, d.h. mit Referenz auf das Gesellschaftssystem. Für Interaktion muss die Funktion von Schrift anders gefasst werden. Eine These, die mit dem Gesamtprojekt in engem Verhältnis steht, ist die Vermutung, dass Schrift in der Interaktion häufig als Selektionsverstärker &endash; also als Objekt und Symbol &endash; fungiert.

Mit der Differenzierungstheorie und mit der Differenz von Gesellschaft und Interaktion lässt sich nach Ansicht des Bearbeiters die gängige These der fortschreitenden Rationalisierung durch Verschriftlichung mit der u.a. in Zürich (aus mikrotheoretischer Perspektive) geübten Kritik an dieser These verbinden.

Jeannette Rauschert: Schriftgebrauch und städtische Herrschaftspraktiken im spätmittelalterlichen Luzern (13.-16. Jahrhundert) - (Arbeitstitel)

Städtischer Schriftgebrauch ist im Spätmittelalter immer Teil einer vorwiegend mündlichen Kommunikationskultur, in der neben «Mund und Hand» auch verschiedene Symbole und Face-to-face-Kontakte eine wichtige Rolle spielen. Ausgehend von dieser Prämisse sollen Fragen nach Verlauf und Umfang des Verschriftlichungprozesses beantwortet werden, der in der untersuchten Stadt Luzern seit der Mitte des 13. Jh. fassbar wird, darüber hinaus auch soziale Verfahrensweisen in ihrer medientechnischen Dimension behandelt werden, die sich aus dem Gebrauch und den verschiedenen Funktionen/Bedeutungsebenen von Schriftstücken entwickelten, mit denen in der städtischen Gesellschaft des Spätmittelalters Herrschaft beansprucht, kontrolliert, legitimiert und in Frage gestellt wurde. Schriftgestützte Verfahren als Herrschaftstechnik zu begreifen, birgt methodisch die Gefahr, dass nur soziale Verfahrensweisen derjenigen untersucht werden, die überhaupt Kompetenzen und Mittel hatten, Schrift herzustellen (making), zu gebrauchen (using) und aufzubewahren (keeping). Obwohl Verschriftlichungsprozesse in engster Verbindung mit der Ausbildung und Verfestigung städtischer Ratsherrschaft gesehen werden müssen und auch die für die Untersuchung wichtigsten Quellen &endash; u.a. die Ratsprotokolle &endash; diesen Umstand spiegeln, soll keine Herrschaftsgeschichte angestrebt werden. Vielmehr ist Schriftgebrauch als Teil eines grösseren Kommunikationszusammenhangs zu sehen, so dass auch Verfahrensweisen und Handlungen derjenigen, die nur begrenzten oder keinen Zugang zur Herstellung und zum Gebrauch von Schriftstücken haben, ins Blickfeld der Untersuchung gerückt werden können. Die Effektivität von Schriftgebrauch kann nicht allein durch konkurrierende Interpretationen, Änderungen an bestehenden Schrifttexten und Herstellung neuer Dokumente beeinträchtigt und in Frage gestellt werden, sondern immer auch durch symbolische Handlungen wie die Verweigerung von Eidesleistungen, Zerstörung von Emblemen, Glockenläuten u.a. Schriftgestützte Herrschaftsbeanspruchung scheitert, stösst auf Widerstand und wird in gewissen Situationen als «unrationell» bewertet. Frühes Verwaltungshandeln ist wenig standardisiert, oft okkasionell und lässt sich nicht linear in einen Prozess frühneuzeitlicher Verstaatlichung einfügen.

Vor allem die Auswertung spätmittelalterlicher schweizerischer Stadtchroniken liefert wichtige Erkenntnisse über Handlungsabläufe im Umgang mit Schrift. Obwohl die Chronisten zum Teil in engstem Kontakt zum städtischen Rat und zum städtischen «Kompetenzzentrum» in Sachen Schriftlichkeit, der Stadtkanzlei, standen, lassen sich aus ihren Schilderungen Erkenntnisse über zeitgenössische Vorstellungen sowie Argumentations- und Handlungsweisen verschiedener Akteure gewinnen. Auch das detailreiche chronikalische Bildmaterial, wie es beispielsweise in der Luzerner Bilderchronik von Diebold Schilling aus dem Jahr 1513 überliefert ist, wurde bisher noch nicht auf medientechnische Aspekte hin untersucht. Schillings stark schematisierte, öffentliche Herstellungs- und Verkündigungsszenen zeigen obrigkeitliche Vorstellungen über die Verknüpfung von Schriftgebrauch und Herrschaftspraktiken. Während der Stadtschreiber urkundliche Stadtrechte, Bundesbriefe oder neu erlassene Satzungen im Beisein von Amtspersonen, die durch betreffende Amtsfarben und Herrschaftszeichen gekennzeichnet sind, verkündet, haben die versammelten, männlichen Bürger, meist mit Waffen oder den Stadtfarben ausstaffiert, dem mündlichen Vortrag durch stilles Zuhören zu folgen und mit zum Eid erhobenen Fingern ihre Bindung an das Vorgetragene zu demonstrieren. Da die Schriftstücke den Anwesenden akustisch als Träger normativer Rechtsvorstellungen und visuell als Objekte präsent gemacht wurden, kann von einer regelrechten Inszenierung ausgegangen werden, die &endash; zu periodischen Daten oder ad hoc &endash; an verschiedenen Orten der Stadt stattfinden konnte, überall dort, wo sich spätmittelalterliche Öffentlichkeit formierte.

Dass Schillings Darstellungen einen Soll-Zustand widerspiegeln, zeigt indes der Blick ins Aktenmaterial. Das Verlesen neuer Satzungen und damit die Durchsetzung verschriftlichten Rechts konnte in der Teilöffentlichkeit der politischen Gemeindeversammlung durch «Geschrei» der versammelten Bürger, die im Vergleich zu den anwesenden Ratsmitgliedern stimmgewaltiger waren, beeinträchtigt werden. Die öffentliche Befragung des Stadtrechts konnte unter Androhung seiner Zerstörung von aufständischen Gruppen als handlungslegitimierender Akt gefordert werden. Wer Herrschaft auf schriftliches Recht abstützte, musste auch die Spielregeln ihrer Kommunikation in der Öffentlichkeit und die nötigen institutionellen Rahmenbedingungen immer wieder beherrschen können.

Die Erkenntnis der Mehrdimensionalität von Schriftstücken macht es unentbehrlich, bei der Analyse ihrer Funktionen jeweils die ganze Überlieferung mit allen verschiedenen redaktionellen Überarbeitungen und auch die Veränderungen des Layouts miteinzubeziehen. Gebrauch und Wirkungsmöglichkeiten sind veränderlich sowie orts-, zeit- und personenabhängig. Gerade auch die formalen Konzeptionen früher Verwaltungsdokumente lassen teilweise bezweifeln, dass bei der Anfertigung tatsächlich die Herstellung eines praktikablen Hilfsmittels zur Unterstützung der Ratsmitglieder bei ihren jurisdiktionellen und administrativen Aufgaben im Vordergrund gestanden haben mag. Vielleicht sollte mit der Herstellung der ersten Statutensammlung zu Beginn des 14. Jh. ganz einfach die rege Gesetzgebungstätigkeit und damit der Herrschaftsanspruch des Rats dokumentiert werden. Bei der Abschrift der 260 Artikel aus Vorlagen unterschiedlichen Alters hat der Schreiber keine ersichtliche Gliederung vorgenommen, so dass die Benutzung als zentrales Instrument für die Rechtssprechung ohne seine Hilfe nur begrenzt möglich war. Auch die ersten Luzerner Amtsrechnungen kurz nach 1400 sind eigentlich keine Rechnungen, da sie keine bilanzierende Funktion zu erfüllen scheinen. Viel eher sind sie als narrative Protokolle der Rechnungslegung einzelner Amtsleute zu verstehen, die einmal im Jahr im Zusammenhang mit der Ämterneubesetzung vom Stadtschreiber vor dem städtischen Rat vorgelesen wurden und von diesem gutgeheissen werden mussten. Im Prozess der Erneuerung von Herrschaftsbeziehungen waren neben der offenen Rechnungsablegung auch die physische Präsenz und das Schwören eines Amtseid konstitutive Elemente.

Weiter ist nach Wechselwirkungen zu fragen zwischen der Existenz schriftlicher Normen und dem Prozess der institutionellen Verfestigung politischer Körperschaften sowie der Ausbildung der städtischen Kanzlei. Hinweise für solche Wechselwirkungen könnte die der Luzerner Statutensammlung vorangestellte Ratsordnung liefern.

Die Kompilation stadtrechtlicher Urkunden, wichtiger Privilegien und Bundesbriefe in einem repräsentativen Codex konnte vornehmlich herrschaftslegitimatorische Funktionen erfüllen. Das später in Luzerner Standesfarben gebundene Kopialbuch war in der Abgeschlossenheit der Ratsstube, dem städtischen Sakralzentrum, und durch seine visuelle Verknüpfung mit städtischer Symbolik zum Herschaftsobjekt der politischen Führungsgruppe geworden. Zudem verband der Codex das Rathaus mit dem Herrschaftsgedächtnis, dem Archiv, da jeder Urkunde die betreffende Archivsignatur beigegeben worden war.

Die Arbeit zielt auf die Untersuchung der Relation von Schriftgebrauch und sozialer Funktion, so dass die mittelalterliche städtische Gesellschaft als Ensemble von institutionalisierten, z.T. ritualisierten Verfahrensmodi interpretiert werden kann.

Weiteres Vorgehen und Stand der Arbeit: Die Archivarbeiten im Staatsarchiv Luzern wurden Ende Februar 2001 vorerst abgeschlossen. Die einschlägige Forschungsliteratur und die gedruckte Quellen wurden eingesehen und verarbeitet. Einer Phase der Konzeptualisierung und Evaluierung des gesammelten Materials bis Ende Juli folgte der Beginn der Schreibarbeiten. Mit dem Abschluss der Arbeit wird im nächsten Jahr gerechnet.

Kopplung mit der universitären Ebene

Im Wintersemester 1997 und im Sommersemester 1998 führte Prof. Dr. Roger Sablonier Forschungsseminare für fortgeschrittene Studierende zur «Erfassung und Auswertung ländlicher Wirtschafts- und Verwaltungsquellen» durch. Zur Bearbeitung wurden hauptsächlich Themen zur Überlieferungssituation lokaler Offnungen ausgegeben. Die ProjektmitarbeiterInnen beteiligten sich an der Auswahl der Quellenbestände, die im Rahmen der Seminararbeiten zu bearbeiten waren, und betreuten einzelne Studierende. Die studentischen Arbeiten konnten so mit ergänzenden Aspekten zu den Untersuchungen in den Segmentstudien und in den Vertiefungsbereichen beitragen. Die Studierenden schätzten die Möglichkeit, Arbeiten mit direktem Bezug zu aktuellen Forschungsdiskussionen zu verfassen.

Auch im Seminar «Schrifthandeln, Schriftgut und Kommunikation im Spätmittelalter», gehalten im Sommersemester 1997 und Wintersemester 1997/98, wurden die Forschungsergebnisse des Projektes umgesetzt. Das Interesse der Studierenden war enorm. Eine beachtliche Menge der Teilnehmenden entschloss sich, im Anschluss eine Lizenziatsarbeit im weiteren Umfeld der Projektarbeit in Angriff zu nehmen.

Über das Wintersemester 1998/99 und das Sommersemester 1999 hinweg führte Prof. Dr. Roger Sablonier ein Seminar zum Thema «Bauernbedrücker, Landesherren, Könige. Die Habsburger 1100&endash;1500» durch. Auch hier entstand eine ganze Reihe studentischer Arbeiten, die enge Verbindungen zur Thematik des Projektes und besonders zur Dissertation von Peter Brun aufwiesen. Für ihn war es deshalb lohnend, sich an der Vorbereitung und Durchführung dieses Seminars zu beteiligen und die studentischen Arbeiten mit zu betreuen.

Im Kolloquium «Die Biographie des Bundesbriefes: Leben und Werk des eidgenössischen ÐGründungsdokumentesð» konnten die Ergebnisse des Pilotprojektes zum Bundesbrief vom August 1291 unmittelbar umgesetzt werden. Das in unserer Forschungsarbeit seit längerem erfolgreich angewendete Vorgehen, neben der Herstellung auch die Aufbewahrung und die Weiterverwendung von Dokumenten miteinzubeziehen, erwies sich auch in der Lehre als fruchtbar.

Dem Einbezug der Studierenden in die Diskussionen des Projektes dienten schliesslich auch Vorträge der ProjektmitarbeiterInnen über ihre gegenwärtige Tätigkeit in Prof. Dr. Roger Sabloniers Kolloquim für LizentiandInnen.

Die Forschungsarbeit wurde in den darauf folgenden zwei Jahren konsequent in der Lehre umgesetzt. Dadurch konnte das Interesse zahlreicher Studierender für die Schriftlichkeits- und Kommunikationsthematik geweckt werden. Mittlerweile bearbeiten ungefähr zehn LizentiandInnen Themen, welche an die Fragestellungen des Projektes anschliessen. In dieser Situation konnten alle Beteiligten davon profitieren, dass die ProjektmitarbeiterInnen einen zunehmenden Teil ihrer Arbeitszeit dafür einsetzen, einschlägige Lizentiatsarbeiten zu betreuen.

Peter Brun und Andreas Kränzle gaben zudem im SS 1999 und WS 2000/2001 Proseminare, so dass Fragen der historischen Methodik und die Schriftlichkeitsdiskussion bereits im Grundstudium vermittelt wurden.

Im Sommersemester 2000 hielt Prof. Dr. Roger Sablonier wieder ein Forschungsseminar zur «Erfassung und Auswertung ländlicher Wirtschafts- und Verwaltungsquellen». Auch hier ging es darum, Studierende an die aktuelle Forschungsdiskussion heranzuführen und ihnen praktische Erfahrung im Archiv zu ermöglichen. Die Ergebnisse und Fragen des Projektes konnten, zurückgreifend auf die Erfahrungen der letzten Jahre, wieder unmittelbar in die Lehre umgesetzt werden.

Das Kolloquium «Kommunikationskultur und Medienwandel im Spätmittelalter», welches Prof. Dr. Roger Sablonier im Wintersemester 2000/2001 hielt, zog 35 Interessierte an. Mit der Unterstützung des Projektmitarbeiters Andreas Kränzle wurden die Forschungsergebnisse aus dem Bereich «Schriftgebrauch» eingeflochten. Die anhand der Schriftlichkeitsforschung gewonnenen theoretischen Konzepte wurden dabei auf andere Medien übertragen, wie etwa Bilder, Teppiche, Zahlen u.a. Diese breitgefächerte Veranstaltung überzeugte durch die Anwendung der erarbeiteten Theorie auf unterschiedliche Bereiche wie Mathematik, Kunsthandwerk, Malerei, Schreibwerkstatt oder Druckerei.

Die Projektarbeit diente ferner als Grundlage für ein transdisziplinäres Forschungsprojekt «Medienwandel im vorindustriellen Europa» der Arbeitsgruppe «Zürcher Mediävistik», die sich damit um die Einrichtung eines Nationalen Forschungsschwerpunkts bewirbt. «

Die Website des Lehrstuhles wird laufend aktualisiert und umgestaltet, wobei Arbeiten aus dem Projekt einfliessen. So konnten auch Auswahlbibliographien zu den Themen «Schriftlichkeit», «Ländliche Gesellschaft», «Schweiz im Spätmittelalter», «Bundesbrief» und «Habsburg» für die Nutzung durch Studierenden bereitgestellt werden.

Umsetzung und Kontaktpflege

Im Eine erste Tagung organisierte die Projektleitung in der Vorbereitungsphase am 7. Februar 1997 in Zürich. Sie diente der Präsentation und der kritischen Diskussion des Forschungsvorhabens vor einem kleineren Kreis von in- und ausländischen Spezialisten des regionalen Schriftgutes aus den Fachbereichen Geschichte des Mittelalters und Germanistische Philologie des Mittelalters. Das Projekt stiess auf grosses Interesse. Die Veranstaltung erbrachte eine Fülle wertvoller Anregungen zur Präzisierung und Erweiterung der vorgestellten Fragestellungen, die sich ohne grosse Schwierigkeiten in die Forschungsstrategien einarbeiten liessen. Schliesslich erfüllte die Tagung auch den Zweck, einen Kreis von Forschern aus Nachbargebieten als Ansprechpartner für spezifische Probleme während der Projektarbeit zu gewinnen.

Im Juni 1997 nahm Simon Teuscher an einer Tagung zum Thema «Organizing the Written Word» in Utrecht (NL) teil. Dort konnten Kontakte zum Utrechter Forschungsprojekt «The Literalization of Early Medieval Society» etabliert werden, welches in methodologischer Hinsicht ähnliche Zielsetzungen wie das Zürcher Projekt verfolgt.

Seit den Anfängen der Projektkonzeptionierung besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem Teilprojekt A von Prof. Dr. Hagen Keller («Der Verschriftlichungsprozeß und seine Träger in Oberitalien») des SFB 231 («Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter» Teilprojekt A des SFB 231) an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Im Oktober 1997 war Dr. Franz-Josef Arlinghaus, Leiter der Münsteraner Projektgruppe, während einiger Tage in Zürich zu Gast. Er hielt am Historischen Seminar einen Vortrag zum Thema «Die Entwicklung des Mailänder Zivilverfahrens in einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs. Zum Verhältnis von Prozesstruktur und Schriftlichkeit im 12. und 13. Jahrhundert.» F.-J. Arlinghaus ist ein Spezialist für Entwicklungen der spätmittelalterlichen Rechnungsführung in Oberitalien. Sein Besuch bot deshalb auch Anlass, die den Münsteraner Projektmitarbeiter mit Spezialisten der spätmittelalterlichen Verschriftlichung des Rechnungswesens in der Schweiz zusammenzuführen, um Unterschiede und Einflüsse zwischen den italienischen und den nordalpinen Entwicklungen zu diskutieren.

Im Januar 1998 war Simon Teuscher für einige Tage zum Gegenbesuch in Münster eingeladen. Nebst einem Vortrag am «Institut für vergleichende Städtegeschichte» hielt er unter Mitwirkung von Andreas Kränzle ein Referat bei Prof. Dr. Hagen Keller und seiner Projektgruppe über den aktuellen Stand der Projektarbeit und diskutierte Möglichkeiten, bei der Erforschung von Verschriftlichungsvorgängen in der Verwaltung vermehrt die Perspektive handelnder Akteure einzubeziehen.

Im März 1998 trafen sich die ProjektmitarbeiterInnen zu einem informellen Kolloquium mit Vertretern der Universitäten Neuchâtel und Lausanne, die sich mit Verschriftlichung und Verwaltung im savoyischen Einflussgebiet befassen. Im Sinn einer Präsentation und Diskussion von work-in-progress kamen dort anhand von Quellenbeispielen Probleme der Interpretation von Verschriftlichungsprozessen innerhalb spezifischer Verwaltungsbereiche zur Sprache. Dadurch liessen sich die oft vernachlässigten Parallelen und Unterschiede bei der Bewältigung von grundsätzlich ähnlich gelagerten Verwaltungsaufgaben in der westlichen und der östlichen Schweiz diskutieren.

Vom 29. April bis zum 1. Mai 1998 organisierte die Projektleitung eine kleine, internationale Tagung zum Thema «Literacy in the Middle Ages». Die Tagung hatte zum Ziel, die konzeptionellen Vorarbeiten und die ersten Ergebnisse der Teilprojekte, besonders der Dissertationen, ausgewählten Spezialisten zur eingehenden und kritischen Beurteilung vorzulegen. Mit Prof. Dr. Patrick Geary und Prof. Dr. Michael T. Clanchy konnten zwei der wichtigsten Vertreter der angelsächsischen Forschung zur Schriftlichkeit im Mittelalter für eine Teilnahme gewonnen werden. Die Schriftlichkeitsforschung in benachbarten Regionen vertraten Franz Josef Arlinghaus (Universität Münster, SFB 231) und Jean-Daniel Morerod (Université de Neuchâtel).

Prof. Dr. P. Geary eröffnete die Tagung mit einem Vortrag zum Thema «Land, Language and Memory in Europe 700&endash;1100». Anschliessend führte Simon Teuscher in die allgemeinen Zielsetzungen des Projektes und in den Vertiefungsbereich «Aufzeichnungen von Offnungen» ein. Peter Brun, Andreas Kränzle und Jeannette Rauschert stellten erste Ergebnisse ihrer Dissertationsprojekte vor. Jeannette Rauschert präsentierte zudem den Arbeitsstand im Vertiefungsbereich «Gebrauch von Abgaben- und Einkünfteverzeichnissen». Alle Vorträge wurden in englischer Sprache gehalten. Die an die Vorträge anschliessenden, ausführlichen Diskussionen vermittelten den Projektmitgliedern konstruktive Kritik und wertvolle Anregungen für die Weiterbearbeitung ihrer Themen. Die Projektarbeit stiess bei den Gästen unter organisatorischen (Verbindung individueller und kollektiver Arbeitsweisen) und inhaltlichen Gesichtspunkten (Ausrichtung auf das Schrifthandeln) auf grösstes Interesse.

Am Rand der Tagung hielt Prof. Dr. M. T. Clanchy einen öffentlichen Vortrag zum Thema «Clerics, Ladies and Lay People: Domesticating Literacy in the Late Middle Ages». Der Vortrag wurde von Studierenden und dem Lehrkörper des Historischen Seminars aussergewöhnlich gut besucht. Der Aufenthalt von Prof. Dr. P. Geary in Zürich kam in Zusammenarbeit mit der Kommission für interdisziplinäre Veranstaltungen der ETH und der Universität Zürich zustande.

Am 22. Juni 1998 stattete Prof. Dr. Karl-Heinz Spiess (Universität Greifswald), einer der führenden Vertreter der deutschen Forschung zu Weistümern (Offnungen) und zu Adelsurkunden des Spätmittelalters, dem Lehrstuhl Sablonier und dem Projekt einen Besuch ab. Im Rahmen eines Round-Table-Gespräches erhielten die Projektmitglieder erneut Gelegenheit, ihre aktuellen Arbeiten vorzustellen. Mit Marianne Bärtschi, Andrea Frei und Michael Jucker konnten erstmals auch fortgeschrittene LizentiandInnen einbezogen werden, deren Arbeiten thematisch eng an das Nationalfonds-Projekt angelehnt sind. Besonders zu Fragen der Entstehung und des Gebrauchs von Weistümern kam es zu heftigen und kontroversen Diskussionen, deren Ergebnisse zu begrifflichen Präzisierungen bei der weiteren Bearbeitung der Themen beitrugen.

Im Herbst 1998 erarbeitete die Projektleitung eine ausführliche Präsentation des Projektes und seiner MitarbeiterInnen für das Internet (http://www.unizh.ch/hist/sabloniernf). Damit stehen einer breiteren Öffentlichkeit leicht fassliche Beschreibungen der allgemeinen Zielsetzungen des Projektes ebenso wie der einzelnen Vertiefungsbereiche und Segmentstudien zur Verfügung. Die Websites wurden regelmässig dem aktuellen Stand der Arbeiten angepasst.

Der Weiterbildung sowie der Etablierung und Intensivierung wissenschaftlicher Kontakte dienten individuelle Tagungsbesuche der ProjektmitarbeiterInnen. Im Oktober 1998 folgten Peter Brun und Andreas Kränzle einer Einladung von Prof. Dr. K.-H. Spiess und besuchten die interdisziplinäre Tagung des Mittelalterzentrums an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald zum Thema «Prozesse der Normbildung und Normveränderung im mittelalterlichen Europa». Jeannette Rauschert nahm im Dezember 1998 auf Einladung von Prof. Dr. Gert Melville an einer Tagung des SFB 537 an der Technischen Universität Dresden zum Thema «Institutionalität und Geschichtlichkeit» teil.

Vom 27. bis zum 29. November 1998 reisten alle Projektmitglieder an die DoktorandInnen-Tagung «Folgen der Schriftlichkeit» in Utrecht. Zusammen mit dem Teilprojekt A des SFB 231 in Münster firmierte unser Projekt unter den Mitorganisatoren dieser Tagung, die aber in grosszügigster Weise von der niederländischen «Onderzoekschool Mediëvistiek» und dem «Pionier-Project Verschriftelijking» der Universität Utrecht finanziert wurde. Die Tagung versammelte jüngere Forschende aus Deutschland (Universität Münster), Grossbritanien (University of Cambrige, Institute of Historical Research, London), den Niederlanden (Universitäten Utrecht und Amsterdam), Norwegen (Universität Oslo), Österreich (Institut für Österreichische Geschichtsforschung) und der Schweiz (Universität Zürich). Die Mitglieder des Zürcher Projektes hielten die folgenden Vorträge:

Peter Brun: Städtische Legitimation aus landesherrlichen Archiven

Anreas Kränzle: Wo fliesst der Schäflibach? Fragen nach den Folgen der Schriftlichkeit

Jeannette Rauschert: Satzungen vor der städtischen Öffentlichkeit

Simon Teuscher: Abschlusskommentar zur Tagung

Die Zürcher Beiträge lösten an der Tagung engagierte Diskussionen aus und stiessen auf sehr grosses Interesse, besonders was unsere Ausrichtung auf konkrete Formen des Einsatzes von Schrift und unsere Kritik an gängigen Thesen über eine mit der Verschriftlichung verbundene Rationalisierung von Herrschaft betrifft. Eine Publikation der Tagungsbeiträge war zwar nicht vorgesehen, doch mittelfristig dürften sich aus den in Utrecht geschlossenen und intensivierten Kontakten für alle Projektmitglieder neue Publikationsmöglichkeiten ergeben. Vorerst wurden weitere gemeinsame Aktivitäten ins Auge gefasst.

Im Dezember 1998 trug Simon Teuscher auf Einladung der ProfessorInnen Claudia Opitz, Kaspar von Greyerz und Achatz von Müller Ergebnisse des Vertiefungsbereichs «Aufzeichnung von Offnungen» im Kolloquium für Fortgeschrittene an der Universität Basel vor. Im Anschluss an den Vortrag unter dem Titel «Erfragen, Verschriften, Kompilieren. Offnungen im Spannungsfeld von Schriftlichkeit und Mündlichkeit» ergab sich eine interessante Diskussion. Von diesem nicht auf Fragen des Schriftgebrauchs spezialisierten Kreis gingen vor allem Anregungen zur Einbindung der Thematik in allgemeinere politische und kulturelle Entwicklungen am Ende des Mittelalters aus.

Im Januar 1999 war aus Münster Dr. Petra Schulte während einiger Tage in Zürich zu Gast. Sie hielt am Historischen Seminar einen Vortrag zum Thema «Solis enim tabulariis non credimus. Die gesellschaftliche Sicherung privater Verträge in den italienischen Stadtkommunen des 12. und 13. Jahrhunderts». In einem informellen Vortrag vor den Projektmitgliedern und den Angehörigen des Lehrstuhls Sablonier informierte sie ausserdem über die Implikationen des Schriftgebrauchs für die Entwicklung städtischer Mechanismen der Ordnungswahrung im 12. bis 14. Jahrhundert in Oberitalien. Die Gegenüberstellung von Entwicklungen des Schrifthandelns und der Herrschaftskultur in Oberitalien mit derjenigen in unserem Raum erwies sich in der anschliessenden Diskussion erneut als sehr fruchtbar.

Im Februar 1999 war Peter Brun zum Gegenbesuch in Münster eingeladen. Dort konnte er im Oberseminar von Prof. Dr. Hagen Keller ein neues Kapitel seiner Dissertation unter dem Titel «Herrschaftswechsel in Schrift und Praxis. Der Aargau im 15. Jahrhundert» vorstellen. Der Vortrag bot ihm Gelegenheit, die in den vorangehenden Monaten in Utrecht und Zürich geführten Diskussionen fortzusetzen und für die weitere Bearbeitung seiner Dissertation fruchtbar zu machen.

Die ProjektteilnehmerInnen waren im Mai 1999 zum internationalen Kolloquium «Pragmatische Dimensionen mittelalterlicher Schriftkultur» in Münster eingeladen. Prof. Dr. Roger Sablonier referierte dort über «Verschriftlichung und Herrschaftspraxis: Urbariales Schriftgut im spätmittelalterlichen Gebrauch» und konnte dabei &endash; unter anderem &endash; auf die oben erläuterten Ergebnisse des Teilprojektes zurückgreifen. Der Beitrag wird im Tagungsband erscheinen (vgl. Publikationen). Anlässlich dieser Abschlusstagung des SFB 231 «Träger, Felder und Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter» konnten die Projektmitglieder Kontakte pflegen und z.T. neu aufnehmen, dies vor allem mit den Leuten der zwei Teilprojekte des neuen SFB 496 «Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur französischen Revolution» A1 von Prof. Dr. Hagen Keller («Urkunde und Buch in der symbolischen Kommunikation mittelalterlicher Rechtsgemeinschaften und Herrschaftsverbände») und A2 von Prof. Dr. Gerd Althoff («Konflikt- und Friedensrituale im Spätmittelalter») an der Universität Münster.

Dr. Simon Teuscher hielt im Juli resp. Oktober 1999 in Leeds und Wien Vorträge mit verschiedenen Ergebnissen aus dem Offnungsprojekt.

Vom 8. bis 10. September 1999 nahm Judith Fröhlich am Oberseminar für Geschichte des Mittelalters in Münster teil. Die Zusammenkunft unter der Leitung von Prof. Dr. H. Keller gab ihr Gelegenheit, die wissenschaftlichen Ansprechpartner in Münster näher kennenzulernen. Zudem konnte sie sich mit dem Referat «Schrift und Schriftlichkeit in Japan» aktiv am Seminar beteiligen.

Andreas Kränzle hielt auf einer internationalen Tagung vom 6. bis 8. August 1999 («Neuere Forschungen zur Geschichte Italiens, Deutschland und des Alpenraums») in der Villa Vigoni am Comersee, die von Prof. Bernhard Roeck organisiert wurde, einen Vortrag über «Schriftlichkeit, Verrechtlichung und Rationalisierung im Spätmittelalter». Ausserdem referierte er am 1. Dezember 1999 über «Kommunikation als historischer Grundbegriff» im Rahmen des Kolloquiums der Mittelbau-Mediävistinnen und -Mediävisten aller Fachrichtungen an der Universität Zürich.

Im Januar 2000 trug Jeannette Rauschert einführende Erläuterungen zu ihrer Dissertation im Rahmen des «Vormoderne-Kolloquiums» des Historischen Seminars der Universität Basel vor.

Am 15. Januar 2000 präsentierten Judith Fröhlich, Andreas Kränzle und Peter Brun auf der 2. Tagung «Zürcher Mediävistik», die dem Thema «Pragmatische Schriftlichkeit und symbolische Kommunikation» gewidmet war, Ziele, Vorgehen und Ergebnisse des Forschungsprojekt. Peter Brun skizzierte dabei die allgemeine Stossrichtung des Gesamtprojektes, Andreas Kränzle illustrierte die besondere Vorgehensweise anhand eines Quellenbeispiels aus dem Aargau, und Judith Fröhlich stellte &endash; gleichsam als aussereuropäischer Vergleich &endash; Beispiele der Verschriftung und Verschriftlichung aus Japan vor. Im Anschluss an diesen Anlass gab es erneut ein informelles Gespräch der Projektteilnehmer mit Prof. Dr. Gerd Althoff und Prof. Dr. Hagen Keller.

Jeannette Rauschert referierte am 16. Januar 2000 im Rahmen des «Vormoderne-Kolloquiums» des Historischen Seminars an der Universität Basel zum Thema «Schriftgebrauch und Herrschaftspraktiken im Spätmittelalter».

Am 19. Januar 2000 hielt Jeannette Rauschert einen Vortrag in Luzern auf Einladung der Historischen Gesellschaft Luzern

Am 26. Januar 2000 organisierte Judith Fröhlich zusammen mit Prof. Dr. Eduard Klopfenstein vom Ostasiatischen Seminar die Gastvorlesung von Frau Prof. Aileen Gatten der Michigan University, Ann Arbor, an der Universität Zürich. Das Thema «Letters of an eleventh century Noblewoman» lenkte den Blick auf den Schriftgebrauch im aussereuropäischen Raum.

Judith Fröhlich nahm weiter am 9. Internationalen Kongress der «European Association of Japanese Studies» (EAJS) in Lahti, Finnland, vom 23. bis zum 26. August 2000, teil. Ihr Referat trug den Titel «The Use of Writing in Medieval Land Control». Darin führte sie die im vorigen Jahr erarbeiteten Ansätze weiter.

Vom 3. bis 6. Oktober 2000 nahm Jeannette Rauschert am Kongress «Text als Realie» der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und dem Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit in Krems/Österreich teil und referierte über das Thema «Gelöchert und befleckt. inszenierung und Gebrauch städtischer Rechtstexte und spätmittelalterliche Öffentlichkeit». Der Tagungsband erscheint voraussichtlich Ende 2001.

Peter Brun nahm in Herbst 2000, anlässlich des Besuchs des Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien die Gelegenheit wahr, das Projekt an der Forschungsstelle für Geschichte des Mittelalters der österreichischen Akademie der Wissenschaften, Arbeitsgruppe «Regesta Imperii», vorzustellen. Der ausgezeichnete Kontakt mit Dr. Karel Hruza ermöglichte es, die Erkenntnisse des Projektes vor diversen Mitgliedern der Arbeitsgruppe darzulegen.

Im Rahmen des Fortgeschrittenenkolloquiums des Mediävistischen Instituts an der Universität Freiburg i.Ü. referierte Jeannette Rauschert am 26. März 2001 zum Thema «Gebrauch und Inszenierung von Stadtrechten in innerstädtischen Auseinandersetzungen des Spätmittelalters».

Im April 2001 war Judith Fröhlich als Übersetzerin an der «5. Tagung für komparitive Geschichte des englischen und japanischen Mittelalters» an der Kumamoto Universität zu «Gebrauch und Überlieferung von Wirtschafts- und Verwaltungsquellen» tätig. Sie verbringt gegenwärtig einen Forschungsaufenthalt an der Kyoto Universität in Tokio (Japan).

Im November 2001 wird Peter Brun vor der Akademie der Wissenschaften in Wien einen Vortrag zum Thema: «Die Urkunde im Spannungsfeld von ÐRechtð und ÐSymbolð» halten.

In zahlreichen Referaten und Diskussionen an verschiedenen Orten in der Schweiz und im benachbarten Ausland informierte auch Prof. Dr. Roger Sablonier über das Projekt und seine Ergebnisse.

Fazit

Es gilt vorwegzunehmen, dass die Schriftlichkeitsforschung, wie sie das Nationalfondsprojekt von Prof. Dr. Roger Sablonier und seinen MitarbeiterInnen in der Schweiz lanciert hat, in der Zwischenzeit international grosse Reputation geniesst, wozu das Projekt einen wichtigen Beitrag geleistet hat.

Aufgrund des Forschungsprojektes können sechs Schwerpunkte definiert werden:

Erstens sollten mit der Untersuchung von Praktiken im Umgang mit Schrift, besonders im Rahmen der Herrschaftsorganisation, grundlegende Fragen der Kommunikationskultur im Spätmittelalter geklärt werden. Hierzu wollte man innovative methodische Zugänge und Modelle v.a. in bezug auf das Schrifthandeln und den Verschriftlichungsprozess entwickeln. Dieses Ziel wurde vollumfänglich erreicht. Besonders der neue Zugang zu Quellen des Verwaltungsschriftguts, aber auch zu rechtlichen Quellen über eine Erforschung des praktischen Handelns (using) mit diesen Schriftstücken hat sich bewährt und ist national wie international auf grosses Echo gestossen. Die Verknüpfung bewährter Methoden mit neuen Ansätzen, wie etwa der Einbindung der Kommunikationssituation, der Loslösung von der rein inhaltlichen Interpretation, der Berücksichtigung der Kopiertätigkeit und der Einbezug semiotischer Überlegungen, hat sich als fruchtbar erwiesen.

Zweitens wollte man das von Prof. Dr. M. T. Clanchy vorgeschlagene Modell der methodischen Differenzierung nach Phasen des making, using und keeping von Schriftstücken anhand der Auswertung von regionalem Schriftgut auf seine Anwendbarkeit hin überprüfen. Im Laufe der Arbeiten stellte sich heraus, dass bei der Anwendung des Modells Schwierigkeiten in bezug auf die genaue Trennung der Phasen entstehen. Gleichwohl schärft das Modell den Blick auf die Vielfältigkeit der Funktion von Schriftstücken, was der traditionellen Forschung, die sich hauptsächlich auf den Inhalt von Dokumenten bezieht, sich aber wenig um dessen Umsetzung kümmerte, eine neue Stossrichtung ermöglicht. Das Modell ist im Sinne einer analytischen Forschungshilfe als äusserst nützlich zu betrachten.

Drittens versuchte man, in begrenzten, aber grundlegenden Feldern Beiträge zur Methodik der Quellenerarbeitung zu leisten. Auch dieses Vorhaben kann als geglückt bezeichnet werden. Durch den Einbezug der Kopialüberlieferungen, das Ausleuchten des Kommunikationszusammenhanges in der Entstehung sowie der Reflexion über die Verwendung von Schriftstücken bei der quellenkritischen Bewertung von Dokumenten &endash; aber auch von anderen Informationsträgern &endash; ist es gelungen, in neue Dimensionen der historischen Grundlagenforschung vorzudringen. Die Umsetzung in die Öffentlichkeitsarbeit im Sinne von Publikationen hat ebenfalls stattgefunden. So sind die Aufsätze von Prof. Dr. Roger Sablonier «Verschriftlichung und Herrschaftspraxis: Urbariales Schriftgut im spätmittelalterlichen Gebrauch» und von Dr. Simon Teuscher «Kompilation und Mündlichkeit. Herrschaftskultur und Gebrauch von Weistümern im Raum Zürich (14.&endash;15. Jh.)» aufgrund der Anwendung neuer theoretischer Ansätze entstanden. Die zahlreichen Vorträge aller ProjektmitarbeiterInnen im In- und Ausland sollen hier nicht einzeln aufgezählt werden.

Viertens war es ein Anliegen, landesgeschichtliche Fragestellungen mit den neuen Ansätzen, die sich an das internationale mediävistische Forschungsfeld anlehnen, neu zu bewerten. Der eingeschlagene Weg, sich auf die Quellenbasis zu stützen, die Prof. Dr. Roger Sablonier in früheren Projekten erarbeitet hatte, hat sich sehr bewährt. Die in den langjährigen Projekten zusammengetragenen Quellen zur Ost- und Zentralschweiz legten eine gute Basis für die Forschungsarbeit. Zudem konnte von seinen profunden Kenntnissen sowohl der Landesgeschichte wie der Quellensituation profitiert werden, was gewinnbringend in die Projektarbeit einfloss, aber auch den einzelnen Segmentstudien zu gute kam. Umgekehrt zog er aus den Untersuchungen im Rahmen der Projektarbeit Nutzen für seine Vorlesungen, Kolloquien und Seminare, indem neue Forschungsansätze dank den Projektergebnissen in der Lehre direkt umgesetzt werden konnten.

Fünftens war uns daran gelegen, den bereits bestehenden Kontakt zu Bearbeiterinnen und Bearbeitern der Urkundenregesten des Staatsarchivs Zürich, des Chartularium Sangallense, des Liechtensteinischen Urkundenbuches und zahlreicher Projekte in anderen Archiven der Region zu intensivieren. Mit der Durchführung eigener Veranstaltungen und der Recherchiertätigkeit im Zuge der Forschungen ist uns dies auch gelungen. Vor allem in bezug auf die Segmentstudien liessen sich diese Synergien gut nutzen. Die ProjektmitarbeiterInnen versuchten, die EditorInnen für die neuen Fragestellungen der Forschung zu sensibilisieren. Vor allem wurde auf die Wichtigkeit der Erfassung der Kopiertätigkeit hingewiesen. Die alleinige Berücksichtigung des sogenannt besterhaltenen Textes für die Publikation, wie das bei älteren Editionen üblich war, reicht für Fragestellungen zum Gebrauch von Schriftstücken nicht aus. Das Kenntlichmachen des Kommunikationszusammenhanges &endash; also das Spannungsfeld von Mündlichkeit und Schriftlichkeit &endash; in einer Edition ist uns ein grosses Anliegen. Im Gegenzug profitierte das Projekt vom immensen Wissen über die Quellensituation der an einer Herausgabe von Rechts- und anderen Quellen beschäftigten Leute.

Sechstens wurde versucht, den ProjektmitarbeiterInnen eine Förderung und Weiterbildung angedeihen zu lassen. Dazu hat vor allem der rasche Aufbau eines weltweiten Netzwerkes aus Spezialisten der mediävistischen Schriftlichkeitsforschung gedient. Die Projektmitglieder standen bei ihrer Arbeit in ständigem Austausch mit anderen Forschenden und konnten ihre Arbeit gezielt auf aktuelle Forschungsdebatten ausrichten. Den Mitgliedern des Projekts war es bis im Frühjahr 1999 gelungen, sich als Verfechter eines originellen und stark beachteten Ansatzes in der internationalen Schriftlichkeitsforschung zu positionieren. Es besteht begründete Hoffnung, dass Die Publikationen und insbesondere die Dissertationen eine breite Rezeption finden werden. Jedenfalls konnte ein nachhaltige Wirkung auf die zukünftige Forschungen erzielt werden. In Zürich entstehen zur Zeit eine Reihe univesitärer Artikel zum Thema (Aufsätze, Lizentiatsarbeiten, Dissertationen).

Publikationen und geplante Publikationen

Untersuchungsfeld BRUN, Peter: Schrift und politisches Handeln. Eine «zugeschriebene» Geschichte des Aargaus 1415&endash;1425 [Diss. abgeschlossen].

FRÖHLICH, Judith: Writing and ist Use in Medieval Japan (Schrift und Schriftlichkeit im mittelalterlichen Japan) [Diss. in Bearbeitung].

DIES.: Describing the Middle Ages: The Historical Actors on the Ito no shô, in: Monumenta Nipponica 2000 [im Druck].

KRÄNZLE, Andreas: Systemtheorie, Recht und Schrift im Mittelalter [Diss. in Bearbeitung].

DERS.: Überlegungen zum sozialen Gedächtnis, in: etü 15, 1999, 26&endash;29.

RAUSCHERT, Jeannette: Schriftgebrauch und städtische Herrschaftspraktiken im spätmittelalterlichen Luzern (13.&endash;16. Jahrhundert) [Diss. in Bearbeitung].

DIES.: Gelöchert und befleckt. Inszenierung und Gebrauch städtischer Rechtstexte und spätmittelalterliche Öffentlichkeit, in: Text als Realie. Tagungsband zum Internationalen Kongress in Krems a. d. Donau vom 3.&endash;6. Okt. 2000 [erscheint voraussichtlich 2002].

SABLONIER, Roger: Schriftlichkeit, Adelsbesitz und adliges Handeln im 13. Jahrhundert, in: Nobilitas. Funktion und Repräsentation des Adels im Alteuropa, hgg. Otto Gerhard Oexle u. Werner Paravicini (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 133), Göttingen 1997, 67&endash;100.

DERS.: Verschriftlichung und Herrschaftspraxis: Urbariales Schriftgut im spätmittelalterlichen Gebrauch, in: Frühmittelalterliche Studien 2002 [im Druck].

TEUSCHER, Simon: Textualizing Peasant Enquieris: German 'Weistümer' Between Orality and Literacy, in: Charters and the Use of the Written Word, hg. v. Karl Heidecker, Turnhout 2000.

DERS.: Kompilation und Mündlichkeit. Herrschaftskultur und Gebrauch von Weistümern im Raum Zürich (14.&endash;15. Jh.), in: Historische Zeitschrift 273, 2001, 288&endash;333.

Publikationen Umfeld:

EGLOFF, Gregor: Herr in Münster. Die Herrschaft des Kollegiatstifts St. Michael in Beromünster in der luzernischen Landvogtei Michelsamt am Ende des Mittelalters und in der frühen Neuzeit (1420&endash;1700) [im Druck].

ERNI, Peter: Güterverwaltung und Schriftlichkeit des klosters St. Katharinental in Basadingen. Bemerkungen zur kontextbezogenen Interpretation spätmittelalterlicher Urbarien, in: Meier, Thomas u. Roger Sablonier (Hg.), Wirtschaft und Herrschaft. Beiträge zur ländlichen Gesellschaft in der östlichen Schweiz (1200&endash;1800), Zürich 1999, 343&endash;369.

DERS.: Zur Methodik der Rekonstruktion einer historischen Kulturlandschaft. Das Beispiel Basadingen &endash; ein Werkstattbericht zur kritischen Auswertung spätmittelalterlicher Urbarien, in: Montfort (Vierteljahreszeitschrift für Geschichte und Gegenwart Vorarlbergs) 51 (1999), 8&endash;21; auch in: Alois Niederstätter (Hg.), Aspekte der Landwirtschaft in der Bodenseeregion. Mittelalter und frühe Neuzeit (Untersuchungen zur Strukturgeschichte Vorarlbergs 4) Dornbirn 1999, 8&endash;21

DERS.: Geschriebene Landschaft. Der Wandel von Kulturlandschaft und Güterstruktur in Basadingen nach dem Schriftgut des Klosters St. Katharinental (14.&endash;18. Jh.) (Thurgauer Beiträge zur Geschichte 137), Frauenfeld 2000.

GISLER, Monika: Mündlichkeit und Schrifthandeln. Eine Untersuchung aargauischer Offnungen des Spätmittelalters, in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 51/3, 2001, 261&endash;278.

HILDBRAND, Thomas: Aktualisierung von Recht im Spannungsfeld von Wahrheit und Schriftbeweis. Überlegungen zum rechtspraktischen Handeln an Beispielen aus der spätmittelalterlichen Ostschweiz, in: Eid und Wahrheitssuche. Studien zu rechtlichen Befragungspraktiken inMittelalter und früher Neuzeit, hg. v. Thomas Scharff u. Stefan Esders (Gesellschaft, Kultur und Schrift. Mediävistische Beiträge 7), 1999, 163&endash;190.

DERS., Der Tanz um die Schrift. Zur Grundlegung einer Typologie des Umgangs mit Schrift, in: Meier, Thomas u. Roger Sablonier (Hg.), Wirtschaft und Herrschaft. Beiträge zur ländlichen Gesellschaft in der östlichen Schweiz (1200&endash;1800), Zürich 1999, 439&endash;460.

HITZ, Florian: Eine alpine Schriftlichkeitslandschaft. Rätische Klosterurbare um 1500, in: Meier, Thomas u. Roger Sablonier (Hg.), Wirtschaft und Herrschaft. Beiträge zur ländlichen Gesellschaft in der östlichen Schweiz (1200&endash;1800), Zürich 1999, 397&endash;414.

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