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Historisches Seminar

FS 2009

Seminar: Macht des Schreibens

in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. G. Krüger



Die Ausbreitung des Schriftgebrauchs gehört zu den wichtigsten Transformationsprozessen, die Gesellschaften in der Vergangenheit durchlaufen haben. Verschriftlichung ist unter anderem als Voraussetzung des profitorientierten Handelns, der Staatsbildung und des historischen Denkens bezeichnet worden und veränderte ohne Zweifel Machtverhältnisse und Formen der sozialen Interaktion. Seit ihren Anfängen in den 1960er Jahren spielen in theoretischen Diskussionen über die Implikationen der Verschriftlichung – oftmals recht problematische – Vergleiche zwischen dem mittelalterlichen Europa und dem neuzeitlichen Afrika eine wichtige Rolle. Dadurch ergaben sich aber auch früh Zusammenhänge zwischen postkolonialen Erfahrungen, dem Interesse an Verschriftlichung als Medienwandel und Versuchen, neue historische Verlaufsvorstellungen zu entwickeln, in die sich die ältere europäische und jüngere aussereuropäische Geschichte gleichermassen integrieren lassen. Im Seminar thematisieren wir zum einen die längerfristigen Entwicklungen theoretischer Diskussionen. Zum anderen beschäftigen wir uns mit aktuellen Forschungsarbeiten und mit Quellenbeispielen zu Formen des Schriftgebrauchs und ihren Auswirkungen in agrarischen Gesellschaften in Afrika und Europa.



Seminar: Streit suchen – Recht finden. Konfliktkulturen im Spätmittelalter

S. Teuscher



Messerzücken, Viehraub und nach allen Regeln der Kunst abgefasste Gerichtsklagen – die Akteure in spätmittelalterlichen Konflikten verstanden es, die Register rasch und radikal zu wechseln. Das Seminar befasst sich mit Verschränkungen zwischen gerichtlicher und aussergerichtlicher Konfliktaustragung in einem Spektrum, das vom Ehekrach über den Nachbarschaftsstreit bis zu Revolten gegen lokale Herrschaftsvertreter reicht. Die vor- und frühstaatlichen Konfliktkulturen des Spätmittelalters stehen an der Schnittstelle mehrer neuer Forschungsansätze. So wird gegenwärtig diskutiert, ob chaotisch wirkende Konfliktabläufe ungeschriebenen Grundregeln folgten oder uns fremd gewordene emotionale Dispositionen und Beziehungsdynamiken voraussetzten. Andere Ansätze versuchen den Ausbau staatlicher Institutionen von unten her zu erklären, aus der die zunehmenden Nachfrage breiter Bevölkerungskreise nach gerichtlicher Konfliktlösung («Statebuilding from Below»). Weitere Zugänge gelangen zu neuen Interpretationen des überlieferten rechtlichen Schriftguts (Offnung, Statut, Urteilsbrief, Missiv), indem sie dessen ursprünglichen Gebrauch in verwaltungsfernen Auseinandersetzungen untersuchen. Wir testen den Erklärungswert solcher Forschungsansätze an Quellenbeispielen aus der Region.

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